„Die
Gemeinde Grafrath ist schon wieder pleite“ - mit dieser Schlagzeile einer
Tageszeitung wurden die Grafrather zuletzt
im Februar 2003 auf die Finanzsituation ihrer Gemeinde eingestimmt.
Natürlich
ist die Gemeinde nicht pleite, da sie bei den Banken immer noch kreditwürdig
ist, könnte man zuversichtlich meinen. Grafrath ist keine „arme“
Gemeinde:
Während andere Gemeinden mit erheblichen Rückgängen bei der Gewerbesteuer zu kämpfen haben, kann Grafrath für dieses Jahr sogar mit einem Anstieg bei der Gewerbesteuer rechnen. Aber die heftigen Schlagzeilen auch des letzten Jahres signalisieren, dass etwas schief läuft mit dem Gemeindehaushalt. Genauer gesagt: schief lief, denn die heutige Finanzmisere wurde durch falsche Weichenstellungen in den vergangenen Jahren verursacht. |
Während
andere Gemeinden in den guten Jahren (zuletzt 1999 - 2001) Rücklagen für zukünftige
Investitionen gebildet haben, wurden in Grafrath alle Reserven ausgegeben.
In
den letzten Jahren konnten die Neubauten nicht groß genug ausfallen:
Ein überdimensioniertes
Feuerwehr-Gebäude, ein sehr großzügiger Neubau der Verwaltungsgemeinschaft
mit Rathaus-Turm sowie ein Sportplatzgelände, das Fußballmannschaften der
Bayernliga nicht mal zur Verfügung haben, um nur die wesentlichen Bauten zu
nennen.
Schulden
auf Rekord-Höhe
Gleichzeitig
stieg die Schuldenlast bis Ende 2002 auf ca. 3.072.000,-
Euro, daneben hat die Gemeinde weitere Schulden zu tragen durch ihren
Kredit-Anteil am Neubau des VG-Gebäudes, ca. 845.000,- Euro.
Demnächst
folgen weitere Schulden durch die Kostenübernahme der
Kindergarten-Erweiterung in Höhe von ca. 450.000,- Euro.
Somit
summieren sich diese Schulden auf fast
4,4 Mio. Euro, die Pro-Kopf-Verschuldung liegt dann tatsächlich bei ca. 1.235,-
Euro. Der Landesdurchschnitt liegt bei Orten vergleichbarer Größe bei 667,-
Euro pro Einwohner! Wie zufrieden können dagegen einige Orte unserer
Nachbarschaft in die Zukunft schauen, z. B.
Mammendorf
mit 356,- Euro,
Moorenweis
mit 312,- Euro,
Adelshofen
mit 122,- Euro Pro-Kopf-Verschuldung.
Ohne kalkulatorische Einnahmen und Ausgaben (Abschreibung) |
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Die großzügigen
Neubauten führen nicht nur zu einem Anstieg der Unterhaltskosten, sondern
zu einem enormen Anstieg der Ausgaben für Zinsen und Investitionszuschüsse
in Höhe von jährlich über. 250.000,- Euro!
Auf der
anderen Seite ist natürlich auch einiges an Investitionen aufgeschoben
worden. So existiert
z. B. ein Bericht von 1991 (!) über den mangelhaften Zustand der
Regenwasser-Kanäle und Bachläufe, der Reparatur-Kosten in Höhe von ca.
980.000,- Euro prognostizierte. Für die
Grafrather Jugendlichen muss endlich ein fester Jugendtreff geplant und
finanziert werden, und für Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung wurde auch
noch kein Cent investiert.
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Haushalt der Zukunft:
Aus Verantwortung für zukünftige Generationen –
sinnvoll sparen
Wenn die Rücklagen
aufgebraucht sind, die Kosten für Unterhalt und Zinslasten ausufern, dann hilft
natürlich nur noch sparen. Allzu schnell wird dann das Hallenbad erwähnt, das
ja geschlossen werden kann. Doch was spart sich die Gemeinde bei einer Schließung
tatsächlich? Laut Gemeindehaushalt für 2003 sind für das Hallenbad Ausgaben
von 257.000,- Euro geplant. Davon müssen die kalkulatorischen Kosten für
Abschreibung und Verzinsung in Höhe von 146.994,- Euro abgezogen werden (sie würden
auch bei einer Schließung weiter bestehen.). Somit stehen Ausgaben von
106.234,-- Euro den Einnahmen von 59.728,- Euro gegenüber, das Defizit beträgt
somit 46.506,- Euro. Dieser Betrag würde bei einer Schließung nicht
eingespart, da z. B. der Personalkosten-Anteil für den Hausmeister (ca.
20.000,- Euro) nach wie vor anfällt. Gleichzeitig müssen für die zusätzliche
Schüler-Beförderung z. B. ins Hallenbad nach Bruck mindestens Mehrkosten von
10.000,- Euro aufgebracht werden.
Somit ergibt
sich eine Einsparung von vielleicht 15.000,- Euro jährlich! Dabei ist
sowieso fraglich, ob die Gemeinde die Fördergelder in Höhe von ca.
500.000,- Euro für die Hallenbad-Sanierung nicht zurückzahlen müsste,
falls das Hallenbad stillgelegt wird.
Auf der anderen Seite sollte die Gemeinde überlegen, ob das Hallenbad für den öffentlichen Badebetrieb besser genutzt werden kann. Abgesehen davon, dass die Öffnungszeiten kaum veröffentlicht werden, könnte die Gemeinde z. B. für Grafrather Familien ein günstiges Jahres-Abonnement anbieten, um damit die Einnahmen und die Nutzung zu erhöhen. |
Öffnungszeiten
Hallenbad: Donnerstag und Freitag 18 – 21 Uhr
Samstag
13 – 17 Uhr Sonntag 9 – 12 Uhr
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Was die
Nutzung betrifft, so ist der Hinweis auf den überdimensionierten Fußballplatz
schon erlaubt. Das mag der Sportverein nicht gerne hören, aber was spricht
gegen eine Nutzung und Kostenbeteiligung durch den Tennisverein, wenn dieser in
einigen Jahren sein Domizil wechseln muss?