Ohne
Moos nix los !
„Die
Sparmaßnahmen der Staatsregierung machen auch vor dem Hochwasserschutz nicht
halt. Der Etat für den Wasserbau, der unter dem Eindruck des Pfingsthochwassers
1999 aufgestockt wurde, soll um die Hälfte gekürzt werden. Projekte im
Landkreis sind gefährdet oder verzögern sich
wie z.B. die Renaturierung des vom Austrocknen bedrohten Ampermooses. “
(Süddeutsche Zeitung 07.01.2004)[i]
Seit über 15 Jahren kämpfen Grüne und Umweltschützer um den Erhalt und die Wiedervernässung dieses ökologischen Juwels direkt vor unserer Haustüre. Für die Vogelwelt z.B. war das Ampermoos schon immer von besonderer Bedeutung. Zahlreiche seltene Vogelarten fanden als Brutvögel, aber auch als durchziehende Zugvögel dort ihre Nahrung. Insbesondere Wiesenbrüter und andere empfindliche Arten sind wegen des Trockenfallens ihrer Lebensräume bereits verschwunden. Im Pflanzenbereich sind z.B. Enzian und Mehlprimel zur Rarität geworden. Anderen Arten wird es genauso ergehen, wenn nichts unternommen wird.
Ohne Moos nix los – wie geht es weiter mit dem Ampermoos?Einladung
zur Veranstaltung mit -
Ruth
Paulig, Landtagsabgeordnete der Grünen -
Horst
Guckelsberger, Schutzgemeinschaft Ampermoos -
Dietlind
Hagenguth, Bund Naturschutz -
Sepp
Willi, Landesbund für Vogelschutz Zu
Beginn zeigen wir den Film „Hallo Natur“ – Lebensraum Ampermoos, Mo.
26.4.2004
20 Uhr
Gaststätte „Dampfschiff“ Grafrath |
Noch
im letzten Jahrhundert hatte das Ampermoos eine Fläche von mehr als 1000 ha.
Nur etwa die Hälfte davon ist bis heute übrig geblieben. Wiederholte Veränderungen
am Wasserstand der Amper führten in den letzten Jahrzehnten zu einer immer
deutlicher werdenden Absenkung des Grundwasserstandes im Moos. Die Folgen für
die Natur sind verheerend: Einstige Nassflächen fallen lange Zeit im Jahr
trocken, standortfremde Pflanzen wie Brennessel und Goldrute breiten sich aus.[ii]
hat
es schon 1937 mit der Ausbaggerung der Untiefen an Ampermoos und Ammersee.
Begonnen Der Wasserspiegel wurde damit um etwa 20 cm gesenkt. In der Folgezeit
wurde die Amper regelmäßig ausgebaggert, Entwässerungsgräben entstanden, die
Streuwiesen wurden nicht mehr gemäht. Die Folge: Das Moos drohte zu verbuschen
und zu verschilfen, erste Tierarten starben aus.[iii]
Ende
der Fünfziger Jahre wurde eine natürliche Sohlschwelle der Amper bei Grafrath
entfernt. In den Siebziger Jahren forderten Naturschützer immer öfter die Rückvernässung
des Mooses, 1982 wurde es unter Naturschutz gestellt. Aber schon seit 1976
unterliegt es als Bestandteil des „Schutzgebietes Ammersee“ der
RAMSAR-Konvention. Das ist ein 1971 gegründetes internationales und
mittlerweile von über 120 Staaten unterzeichnetes
„Übereinkommen für den Schutz von Feuchtgebieten von internationaler
Bedeutung“. Die weitere Austrocknung aber konnte dadurch nicht gestoppt
werden.
Ein
1985 erstellter „Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet
Ampermoos“ sah erstmals die Erhöhung des Wasserspiegels mit Hilfe von
Sohlrampen und durch den Aufstau von Gräben und Bächen vor.
Im
Jahr 1990 gab Edmund Stoiber (CSU), damals bayr. Innenminister dem Thema
„erste Priorität“. Im Winter 1992 wurden dann auch erste Untersuchungen im
Moos durchgeführt: An 90 Messstellen wurde wöchentlich der Wasserspiegel
abgelesen und der Bestand an Tier- und Pflanzenarten beobachtet.3
Die
Anrainergemeinden nahmen dieses Thema mit Skepsis auf, besonders Landwirte und
Grundstücksbesitzer fürchteten eine Zunahme der Überschwemmungen. Auch der
damalige Umweltminister Thomas Goppel (CSU) bremste zunächst einmal. Später
trat jedoch auch er vehement für die Wiedervernässung ein.
Im
Sommer 1997 lief auf dem Gemeindegebiet Kottgeisering dann ein großer
Feldversuch: der Pfarr- und Wirtsgraben im Nordwesten des Moores wurden
aufgestaut. Das Ergebnis: Eine Erhöhung des mittleren Wasserstandes der Amper
bei Grafrath um ca. 40 cm – so das Wasserwirtschaftsamt Freising – ist die
einzige Möglichkeit, die Grundwasserverhältnisse in weiten Teilen des
Naturschutzgebietes so zu verbessern. Schäden an landwirtschaftlichen Flächen
beobachtete man nicht.Fehler!
Textmarke nicht definiert.
in
Grafrath. Der Uferbereich wird ebenfalls befestigt. Bei normalen Wasserständen
sieht dieser Anstau aus wie das Gerinne eines Gebirgsflusses. Bei Stegen und Schöngeising
gibt es bereits ähnliche Einbauten in der Amper.Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Der
entscheidende Effekt wird die Anhebung des Grundwasserspiegels sein. Angst vor
Hochwasser und Mücken ist aber unbegründet. Die geplante Sohlschwelle wird
auch bei kleineren Hochwasserereignissen, wie sie durchschnittlich alle ein bis
fünf Jahre im Bereich der Amper auftreten, zu einer Erhöhung der Wasserstände
führen. Im Ampermoos werden dann größere Flächen überschwemmt als bisher,
betroffen sind aber fast ausschließlich Flächen Grundlage für die Wiedervernässung
ist die Errichtung einer Sohlschwelle bei Fluß-km 99,4
im Naturschutzgebiet, fernab von jeglicher Bebauung. Bei großen
Hochwassern wie an Pfingsten 1999 liegt der Wasserspiegel der Amper etwa 2,50
Meter über der Kronenhöhe der Sohlschwelle. Eine Stauwirkung ist dann nicht
mehr vorhanden. Bei einem Hochwasser dieser Größenordnung steht bereits bisher
das ganze Ampermoos unter Wasser.[iv]
Eine
weitere Befürchtung der Menschen im Umfeld des Ampermooses war eine Stechmückenplage.
Im Auftrag der Regierung von Oberbayern wurden im Vorfeld der Wiedervernässung
darum umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Es stellte sich heraus: In den
Freiflächen des Ampermooses wurden Stechmückenlarven – wenn überhaupt –
nur in ganz geringer Menge vorgefunden. Die Mücken bevorzugen für die Ablage
ihrer Eier andere Gewässer. Die Wiedervernässung wird also keine vermehrten
Stechmücken zur Folge haben.Fehler!
Textmarke nicht definiert.
Sie
wird vielmehr dazu führen, dass die momentan noch vorhandenen
niedermoortypischen Pflanzenarten und Vegetationsgesellschaften in ihrem Bestand
gesichert und langfristig erhalten werden. Bereits verschwundene oder stark zurückgedrängte
Tier- und Pflanzenarten können sich wieder ansiedeln und entwickeln. Durch eine
Eindämmung gebietsfremder Arten und eine Reduzierung des Gehölzaufkommens wird
der typische Landschaftscharakter, der geprägt ist durch Offenheit und Weitläufigkeit,
erhalten und wieder hergestellt.
Es
ist Zeit für Taten, sonst ist es für einen großen Teil der Tier- und
Pflanzenwelt dort zu spät. Die Befunde sind beängstigend. Das Ampermoos ist
ein Stück einer immer rarer werdenden Natur- und Kulturlandschaft. Wir müssen
es bewahren, wir brauchen es – für uns und die nachfolgenden Generationen.