Der Altphilologe und Historiker Ernst Meßmer (Foto:Günther Reger) setzt sich seit Jahren auf die ihm entsprechende Weise für den Erhalt der ehemaligen Klostergaststätte ein. So hat er ein Buch mit dem Titel 'Graf Rath und sein Hof in Wörth' geschrieben, das er als Appell an die Verantwortlichen versteht, den Klosterwirt als Ganzes so wieder herzustellen und einer solchen Nutzung zuzuführen, wie es dem Geist seines bedeutendsten Besitzers, des Grafen Rasso, entspricht.
SZ: Warum ist gerade der Klosterwirt, also eine frühere Gaststätte, so wichtig für Grafrath?
Ernst Meßmer: An der Stelle der Gaststätte stand der Hof des Grafen Rath, ehe er auf dem zum Hof gehörenden Grund eine Kirche baute, in ihr sich sein Grab anlegen ließ und dann den Hof seiner Kirche übergab, zu der er bis zur Säkularisation gehörte.
Das ist der Blickwinkel des Historikers. Was hat das mit unserer Zeit zu tun?
Die Kirche wird bis heute benützt und von den Kirchenmitgliedern gepflegt. Der Hof wurde zuerst von Verwaltern, nach der Säkularisation bis 1995 von den neuen Eigentümern erhalten. Durch die Übernahme des Namens Grafrath hat die Gemeinde den Hof sozusagen 'adoptiert'. Er sollte ihr Herzstück sein. Bei der Kirche ist dies eher nur für katholische Christen der Fall.
Ihnen geht es also primär um die Identität von Grafrath, nicht um die Rettung von Gewölben?
Das Böhmische Gewölbe im Stadel ist für mich Nebensache. Es war ein Pferdestall, der erst 1864 erbaut wurde.
In den Diskussionen ist immer nur vom Erhalt des denkmalgeschützten Stadels die Rede. Kann man also auf das ältere Wirtshaus verzichten?
Nur das Wirtshaus repräsentiert die über tausendjährige Geschichte, wozu auch ihre besondere Funktion als Gaststätte für die Wallfahrer gehört. Das Aussehen der 1518 erbauten Gaststätte wie heute ist bezeugt in einer Beschreibung von 1652 und in einer Zeichnung von 1707.
Weshalb steht dann nicht auch das historisch wesentlich wichtigere Wirtsgebäude unter Denkmalschutz?
Es war Unkenntnis der Geschichte und ein Versäumnis des Gemeinderats, der das erst merkte, als der Bebauungsplan Rassosiedlung 1999 bereits beschlossen war.
Das heißt, Sie befürchten, dass der nicht geschützte Hof letztlich der Spitzhacke preisgegeben werden soll?
Ich hoffe immer noch, dass dies nicht der Titel meines nächsten Buches sein muss.
Glauben Sie, dass das historische Ensemble doch noch zu retten ist?
Die Mehrheitsfraktionen des Gemeinderats haben es in der Hand.
Ist es also wieder Zeit für ein neues, zweites Klosterwirt-Bürgerbegehren?
Lieber wäre mir ein Runder Tisch mit Vertretern der Immobiliengesellschaft, des Gemeinderats und der Bevölkerung.
Interview:Gerhard Eisenkolb
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