AUSBAU DER S4

Reden ja, handeln nein


„Nebelkerzen von der CSU“ (10. Dezember)


Prinzipiell freuen wir uns natürlich, wenn auch die CSU die katastrophale und die sich immer weiter verschlechternde Situation bei der S4 zur Kenntnis nimmt und empört ist. Wir fragen uns nur, ob dies wirklich ernst gemeint und von Dauer ist? Denn bisher hat sich Herr Bocklet nur mit Worten, aber nicht wirklich mit Taten für die S4 eingesetzt. Und dass der für den Schienenverkehr zuständige Bayerische Staatsminister Hermann sich mit Nachdruck für den Ausbau der S4 engagiert, darf ins Reich der Märchen verwiesen werden. Denn eins ist doch klar, die Bayerische Eisenbahngesellschaft als Behörde macht das, was die Staatsregierung anschafft.


Daher die Frage, warum ist die Planung zum S4-Ausbau nicht endlich weiter, wenn doch alle so intensiv im Ministerium daran arbeiten? Warum reden wir über eine vorgesehene Dreigleisigkeit, die fast so viel kostet wie eine Viergleisigkeit, aber entscheidende Nachteile und keine Zukunftsfähigkeit hat? Warum werden Vorschläge zur kurzfristigen Verbesserung bei der S-Bahnlinie S4-West immer wieder mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt (siehe Sprinter)? Und wer die Zeiträume bei der Planung im Eisenbahn/S-Bahn-Bereich kennt, ahnt, wie lange der Entfall der Regionalzughalte wegen dem Einsatz der Doppelstockzüge schon feststeht. Wie kann es dann sein, dass solche Verschlechterungen erst eine Woche vor deren Einführung der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden? Die Auflistung ließe sich problemlos fortsetzen. Wegen dem Wegfall der Regionalzughalte wird unser Landrat jetzt zitiert mit „Dies grenzt an eine Provokation.“ Recht hat er. Aber tut er sonst etwas?


München wäre doch nicht so weit weg, um nicht mal bei den Parteifreunden in der Staatskanzlei auf den Tisch zu hauen! Aber da werden wir wohl umsonst hoffen. Reden ja, handeln nein, dabei werden es die örtlichen CSU-Vertreter wie eh und je belassen. Sprich, die Mehrheitsverhältnisse im Landtag sind bekannt und so lange sich daran bei Wahlen nichts ändert oder die Pendler zu protestierenden Wutbürgern mutieren, wird die S4 das Stiefkind des Münchner S-Bahnnetzes bleiben.


Oder warum glaubt die Bayerische Eisenbahngesellschaft sich erlauben zu können, bei der angespannten Situation bei der S-Bahnlinie „S4-West“ die Regionalzughalte einfach so entfallen lassen zu können, wenn nicht der politische Rückhalt aus dem zuständigen Ministerium vorhanden wäre?


Mirko Pötzsch Fürstenfeldbruck



Quelle
Verlag Süddeutsche Zeitung
Datum Montag, den 21. Dezember 2015
Seite 8