Freie Wähler kritisieren Tunnel-Kalkulation
Die Freien Wähler (FW) im Landtag fordern, die Kosten-Nutzen-Berechnung für den
geplanten zweiten S-Bahn-Tunnel neu zu berechnen. Das Projekt, dessen geschätzte
Kosten derzeit bei mehr als 3,1 Milliarden Euro liegen, müsse neu bewertet
werden, weil „zumindest der Verdacht eines Fehlers naheliegt“, wie der
FW-Abgeordnete Michael Piazolo sagt. So hätten die Sachverständigen des
Freistaats, das Münchner Gutachterbüro Intraplan, bei der Berechnung der
Umsteigevorgänge unter anderem einen wesentlichen Aspekt außer Acht gelassen,
sagt Piazolo – nämlich den, dass das erste Umsteigen bei der Bewertung
kalkulatorisch mit einem zusätzlichen Malus belegt werden müsse. „Wenn sich das
bestätigen sollte“, sagt Piazolo, „dann wäre das das Aus für den zweiten
Tunnel.“ Denn dessen Kosten-Nutzen-Bewertung lag bei der jüngsten Berechnung
durch Intraplan, die aus dem Jahr 2012 stammt, gerade mal knapp über dem Wert,
ab dem das Projekt überhaupt förderfähig wäre.
Die Intraplan-Leute allerdings weisen den Vorwurf, sie hätten Fehler gemacht,
entschieden zurück. Der von den Freien Wählern angeführte Malus sei für das Gros
der Nahverkehrsnutzer bei der Berechnung des Nutzens gar nicht relevant,
sondern fließe allenfalls in die Nutzenkalkulation derjenigen Gruppen ein, die
man künftig vom Auto herüberlocken möchte in Busse und Bahnen. Außerdem
kritisiert der von den Freien Wählern beauftragte Sachverständige, dass die
Umsteigezeiten von Intraplan zu gering angesetzt worden seien. Auch da
widersprechen aber die Intraplan-Leute: „Natürlich haben wir all das
berücksichtigt.“ Etwas anderes könne man sich gar nicht leisten, weil die
Gutachten auch vor Gericht bestehen müssten.
Die Freien Wähler indes bleiben bei ihrer Sicht und bemängeln „Unstimmigkeiten“
bei der Kosten-Nutzen-Berechnung. Um diese aufzuklären, fordert Piazolo den
Freistaat auf, die Kosten-Nutzen-Analyse offenzulegen, damit Externe sie
überprüfen können. „Dazu ist der Minister dem Steuerzahler gegenüber
verpflichtet“, findet der Abgeordnete. Die Analyse ist deshalb wichtig, da der
Bund grundsätzlich nur Projekte bezuschussen darf, deren Kosten nicht über dem
erwarteten Nutzen liegen. Marco Völklein