Fürstenfeldbruck

Eine neue S-Bahnlinie für Olching

Olchings Bürgermeister und der Verkehrsexperte des Landkreises sind begeistert

Das Planungsreferat der Stadt München entwickelt erste Ideen für eine Nordtangente. Die Zugstrecke könnte Olching und Gröbenzell direkt mit Allach, Freimann und Trudering verbinden


Von Peter Bierl


Olching – Eine neue S-Bahnlinie soll den Norden von München verbinden. Pendler könnten direkt von Olching und Gröbenzell nach Freimann und Trudering fahren, ohne Umweg über die Stammstrecke. Der Bürgermeister von Olching, Andreas Magg (SPD), ist von dieser Nordtangente ebenso begeistert wie Hermann Seifert, der ÖPNV-Experte im Landratsamt. Das Planungsreferat der Landeshauptstadt formuliert derzeit die Eckpunkte für eine Machbarkeitsstudie. Als erste Stufe könnten Tangential-Busse eingesetzt werden.

 

Das Hauptproblem des S-Bahn-Systems ist seine zentralistische Struktur, ein Netz wäre besser. Aber bisher wurden alle Ansätze, etwa eine Stadt-Umland-Bahn oder ein Ausbau des Südrings in München, von einer Mehrheit von Politikern blockiert. Nun schieben die Kommunen im Münchner Norden ein neues Projekt an, die Nordtangente.

 

Die neue S-Bahn würde von Olching über München-Nord, Milbertshofen, Freimann bis Trudering verlaufen. Das bedeutet direktere und schnellere Verbindungen, mehrere S- und U-Bahn-Linien würden gekreuzt, wo Pendler umsteigen könnten. Wer von Olching zur Universität in Garching fahren möchte, spart sich den Umweg über den Marienplatz. Am vergangenen Freitag war das Projekt Thema einer Verkehrskonferenz des Münchner Nordens im Landratsamt in Dachau.

 

Im Landkreis Fürstenfeldbruck stößt das Projekt auf positive Resonanz. „Alles was tangential entlastet, ist grundsätzlich immer sinnvoll“, sagte Seifert der SZ. Der ÖPNV-Experte aus der Kreisbehörde koordiniert das Bussystem im Landkreis. Der Olchinger Bürgermeister findet den Vorschlag interessant. „Eine solche Verbindung wäre eine gute Alternative“, findet Magg. Obendrein würde die Trasse der bestehenden Güterzugverbindung genutzt. Das hätte für Olching den positiven Nebeneffekt, dass bei einem Ausbau für die S-Bahn auch Lärmschutzwände errichtet werden müssten. „Den Krach hört man in der ganzen Stadt“, klagt Magg.

 

In ersten Überlegungen ist auch von einer Haltestelle „Olching-Ost“ die Rede. Diese würde am Ende der Gröbenzeller Straße westlich des Olchinger Sees, knapp an der Grenze zu Gröbenzell liegen und wäre damit eher für Fahrgäste aus dem Nachbarort attraktiv. Allerdings sei das vorerst eine politische Diskussion, es gibt noch keine Pläne, betont Seifert. Die Federführung hat das Planungsreferat der Stadt München. Der MVV ist in einem Arbeitskreis beteiligt.

 

 

Das Referat hat in groben Zügen ein sogenanntes Lastenheft zusammengestellt. Das ist ein Katalog, der allerlei Rahmenbedingungen enthält, etwa wo die Trasse verlaufen könnte und zwischen welchen Anfangs- und Endpunkten. Auf dieser Grundlage würde dann eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Der Auftrag dazu könnte 2016 vergeben werden.

 

Zuerst muss das Projekt allerdings im Stadtrat bewilligt werden. Es wäre auch kein Projekt von München und dem Umland allein, denn für solche Zugverbindungen ist der Freistaat zuständig. Ein wichtiges Motiv für die Münchner ist, dass der Autokonzern BMW die Zahl seiner Arbeiter im Norden von etwa 25000 auf 40000 erhöhen will. Das Ziel ist also ein deutlich besseres S-Bahn-Angebot und eine bessere Vernetzung mit der Region.


Der Olchinger Bürgermeister, zugleich Verkehrsreferent des Kreistages, hat erst vor einigen Tagen von dem Projekt erfahren. Zusammen mit Magg hat der Gröbenzeller Kreis- und Gemeinderat Peter Falk (SPD) den Landrat aufgefordert, im Kreistag über dieses Projekt zu berichten. Ähnlich wie Magg für Olching sieht Falk darin eine „Chance für Gröbenzell“. Die Fahrzeiten für Pendler würden sich deutlich verkürzen und die Gemeinde einen Lärmschutz an der Güterstrecke bekommen.


Falk möchte, dass die Gemeinde Gröbenzell an solchen Planungen beteiligt ist, möglichst von Anfang an. „Die Diskussion ist offenkundig an der Gemeinde vorbeigegangen“, stellt er fest.


So schnell dürfte die Nordtangente allerdings nicht gebaut werden. Ein solches Schienenprojekt hat in der Regel einen langen Vorlauf. Der Bau würde sicher erst nach der zweiten Stammstrecke in München verwirklicht, sagte MVV-Sprecher Martin Schenk der SZ am Donnerstag. Wann die allerdings kommt, steht in den Sternen. Seifert setzt deshalb auf Tangential-Busse, wie sie der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum, der MVV und die Landkreise planen. Sie könnten Vorreiter für eine Bahnstrecke werden.

Für eine Nordtangente der S-Bahn würden wohl Gleise neben der Güterverkehrsstrecke verlegt (auf dem Bild ist die Überführung an der Exterstraße zu sehen), die nördlich von Gröbenzell und südlich des Olchinger Sees verläuft.Foto:Günther Reger


Quelle
Verlag Süddeutsche Zeitung
Datum Freitag, den 09. Oktober 2015
Seite 7