Fürstenfeldbruck

EXPRESSZÜGE AUF DER S4

Versagt auf ganzer Linie


Von Peter Bierl


Dass der Wirtschaftsausschuss des bayerischen Landtags weitere Expresszüge auf der S 4 mit den Stimmen von CSU und Freien Wählern am Donnerstag abgelehnt hat, überrascht nicht. Das Ergebnis zeichnete sich bereits im Sommer ab, als das Gremium die Petition von Landrat Thomas Karmasin (CSU) vertagte. Überraschend ist, mit welchen Argumenten sich die Volksvertreter zufrieden geben sowie der Umstand, dass die Kreis-CSU gar nichts zu Wege bringt.

Innenministerium und Bahn AG bleiben einfach bei ihrer Behauptung, Gleiskapazitäten für Sprinter würden fehlen. Zwar scheinen sich die Experten nicht sehr intensiv mit der Studie des Gröbenzeller Verkehrsexperten Karl-Dieter Bodack beschäftigt zu haben, aber der Tenor stimmt. Deswegen fordern Bürgerinitiative und Kommunalpolitikern ja, die Strecke sofort auszubauen. Die Ablehnung der Expresszüge ist ein weiteres Argument dafür. Dass der Ausbau eines popeligen Bahnsteigs in Bruck für den Einsatz der Expresszüge einer mehrjähriger Planung und Genehmigung bedürfe, wie es weiter heißt, bedeutet entweder, dass im Ministerium und bei der Bahn nur Schnarcher arbeiten. Oder es lässt befürchten, dass – gleichen Arbeitseifer unterstellt – die verglichen mit dem Bau einer einzigen Plattform geradezu gigantisch anmutende Verlegung zweier neuer Gleise ein Jahrhundertwerk wie der Berliner Flughafen werden würde. Dass erneut nichts erreicht wurde, ist ein weiteres Armutszeugnis für die Kreis-CSU. Mehr als eine Alibi-Tour des bayerischen Innenministers im vergangenen Mai haben ihre Spitzenleute nicht zustande gebracht. Und selbst diese S-Bahn-Fahrt im morgendlichen Berufsverkehr diente Joachim Herrmann lediglich dazu, ein Begräbnis zu verkünden: Einen viergleisigen Ausbau soll es nicht geben, allenfalls irgendwann ein drittes Gleis. Man hat allerdings auch nicht den Eindruck, dass sich die CSU-Prominenz sonderlich ins Zeug legt. Das gilt insbesondere für die drei CSU-Landtagsabgeordneten aus Bruck und Landsberg. Schon bei der Ausschusssitzung, in der über die Sprinter entschieden wurde, glänzten sie nach Angaben der SPD-Vertreter mit Abwesenheit. Und wenn die schwarze Ausschussmehrheit nicht mal eine Petition durchwinkt, was wenig mehr als eine Geste wäre, dann ist die Versicherung des Abgeordneten Reinhold Bocklet, die Belange der Fahrgäste der S 4 hätten Rückhalt in der CSU-Landtags, völlig unglaubwürdig.



Quelle
Verlag Süddeutsche Zeitung
Datum Samstag, den 14. März 2015
Seite 7