Fürstenfeldbruck

Wirtschaftsausschuss lehnt Sprinterzüge ab

Die Mehrheit aus CSU und FW im Landtag stimmt gegen eine Petition von Landrat Thomas Karmasin


Von Peter Bierl


Fürstenfeldbruck – Die Pendler auf der S4 müssen sich im Berufsverkehr weiter in überfüllte Züge quetschen. Der Wirtschaftsausschuss des Landtags hat am Donnerstag die Petition von Landrat Thomas Karmasin (CSU) endgültig abgelehnt, wonach auf der Linie Express-Züge eingesetzt werden sollten. Angeblich reichen die Gleise nicht aus und ein Umbau von Bahnsteig eins in Bruck würde eine „mehrjährige Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeit“ erfordern. „Sie wollen einfach nicht“, kommentierte die Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner (SPD).

Die Petition Karmasins stützt sich auf ein Gutachten des Verkehrsexperten Karl-Dieter Bodack. Die Studie sieht 20 Sprinterzüge vor. Damit ließen sich im Berufsverkehr morgens und abends fast ein Zehn-Minuten-Takt herstellen. Die Kosten schätzte Bodack auf unter zwei Millionen Euro. In Bruck müsste der Bahnsteig für Gleis 1 erhöht werden, was allerdings den Vorteil hätte, dass alle Fahrgäste einen barrierefreien Zugang und eine kürzere Verbindung zum Busbahnhof bekämen. Der Plan war vom früheren bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) schon 2013 verworfen worden, mit dem Argument, der Fahrplan des folgenden Jahres sei nicht berücksichtigt worden. Bodack fertigte daraufhin eine zweite Studie an, die diesen Einwand widerlegte.

Bereits im Sommer 2014 lag dieser Vorschlag als Petition dem Wirtschaftsausschuss des Landtags vor. Die Abgeordneten vertagten damals eine Entscheidung, weil ihnen die Auskünfte des Innenministeriums, das inzwischen die Kompetenzen für die Bahn übernommen hatte, zu dürftig waren und verlangten eine weitere Stellungnahme. In dem neuen Papier von der Obersten Baubehörde des Ministeriums heißt es nun, der Umbau des Bahnsteigs wäre zu zeitaufwendig.

Außerdem habe die DBNetz ihren Einwand wiederholt, dass für zusätzliche Sprinter die Gleise fehlten. Im Pasinger Bahnhof würden die Expresszüge mit Zügen aus Garmisch-Partenkirchen in Konflikt geraten, denn davor sei die Strecke der S4 ohnehin nur eingleisig und auf dem Abschnitt bis Bruck würden Sprinter dem Fernverkehr nach Zürich ins Gehege kommen.

Die SPD-Landtagsabgeordneten sind empört über diese Abweisung. „Wenn behauptet wird, die Ertüchtigung eines Bahnsteigs würde mehrere Jahre dauern, zeigt: die wollen einfach nicht“, meinte Kathrin Sonnenholzner. Ihr Kollege Herbert Kränzlein rügte, dass die Stellungnahme „ziemlich lapidar“ ausgefallen sei und der Studie von Bodack „in keiner Weise gerecht“ werde. Kränzlein selbst nutzt am Morgen einen Express, der aufgrund des Drucks der Bürgerinitiative „S4-Ausbau jetzt“ und der Kommunalpolitiker noch von Zeil zugestanden worden war. „Das ist eine Entlastung und zeigt, dass es gehen würde“, betonte der Landtagsabgeordnete.

Er verwies darauf, dass bereits ähnliche Vorschläge in einem Gutachten, das 2008 von Vieregg und Rößler im Auftrag der Kommunen erarbeitet wurde, abgeschmettert worden sind. Kränzlein fürchtet nach der Ablehnung im Wirtschaftsausschuss, dass auch alle weiteren Vorschläge verworfen werden.

Dagegen versicherte Reinhold Bocklet (CSU), das Thema sei nicht vom Tisch. „Wir müssen weiter die Möglichkeiten überprüfen und politisch Druck machen“, erklärte der Landtagsabgeordnete aus Gröbenzell der SZ. Er suchte den Eindruck zu zerstreuen, dass die Landtags-CSU keine Verbesserungen auf der S4 wolle. „Wir haben Rückhalt in der Fraktion“, versicherte er.

Bei der Abstimmung im Wirtschaftsausschuss hatten die Vertreter von CSU, FW sowie den Grünen am Donnerstagmittag gegen und nur die SPD für die Petition gestimmt. Martin Stümpfig, Abgeordneter der Grünen und stellvertretender Vorsitzende des Ausschusses, entschuldigte sich hinterher. Ihm sei ein Fehler unterlaufen, sagte er der SZ und betonte: „Von der Sache her sind wir selbstverständlich dafür.“ Landrat Thomas Karmasin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.



Quelle
Verlag Süddeutsche Zeitung
Datum Freitag, den 13. März 2015
Seite 7