Fürstenfeldbruck

Mit Mahnwachen für den Ausbau der S4

Bürgerinitiative diskutiert, wie Verbesserungen auf der S-Bahnlinie durchgesetzt werden können


Fürstenfeldbruck – Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) könnte bald Besuch von wütenden Pendlern aus Fürstenfeldbruck bekommen. Auf dem Treffen der Bürgerinitiative (BI) „S4-Ausbau jetzt“ am Donnerstag im Landratsamt besprachen Aktivisten und Kommunalpolitiker, wie man mehr Druck für Verbesserungen sowie einen Ausbau der Strecke entfalten könnte. Die Bürgerinitiative hat bereits eine Online-Petition gestartet, die Stadt- und Gemeinderäte entlang der S4 sollen Resolutionen verabschieden und es soll demonstriert werden. Ein Vorschlag lautete, eine Mahnwache vor dem Innenministerium zu halten.


Die Verärgerung ist groß, weil sowohl die Staatsregierung wie auch die Bahn AG nichts voranbringen, alle Vorschläge abbügeln und den seit Jahrzehnten versprochenen Ausbau der S4 immer weiter verzögern und in seinem Umfang schrumpfen. Zuletzt hatte Herrmann im Mai verkündet, dass es nur einen dreigleisigen Ausbau bis Eichenau geben werde, ursprünglich waren vier Gleise bis Buchenau geplant. „Das ist alles völlig intransparent“, sagte BI-Sprecher Mirko Pötzsch (SPD). Er berichtete von einem Gespräch der BI mit Vertretern des Ministeriums, die nicht wirklich erklärt hätten, warum ein drittes Gleis reicht. Deutlich sei jedoch geworden, dass die Ausbaupläne ein künftiges viertes Gleis ausschließen würden. BI-Sprecherin Elke Struzena (Grüne) verwies auf die Elektrifizierung Geltendorf-Lindau, die den Fern- und Regionalverkehr anwachsen lassen werde. „Schon jetzt gibt es regulär 22 Zugüberholungen auf der S4. Jede Verspätung eines Regionalzuges wird in das S-Bahnsystem hineingetragen“, sagte sie.


Der ÖPNV-Beauftragte des Landkreises erinnerte daran, dass bislang auf die zweite Version des Gutachtens von Karl-Dieter Bodack zum Einsatz von Sprinterzügen keine richtige Antwort vorliege. Einen Tag, bevor die Vorschläge als Petition im Wirtschaftsausschuss des Landtages behandelt wurden, sei eine Stellungnahme aus dem Ministerium eingegangen. „Die strotzte vor Widersprüchen und Allgemeinplätzen“, sagte Hermann Seifert.


Der Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein (SPD) erinnerte daran, dass den Bürgermeistern vor etwa zwölf Jahren Pläne für einen viergleisigen Ausbau gezeigt wurden, aber nichts passierte. Der Vorschlag eines teilweisen dreigleisigen Ausbaus, der einige Jahre später in einem Gutachten des Büros Vieregg und Roessler enthalten war, sei von den gleichen Leuten als unzureichend verworfen worden, die heute die dreigleisige Lösung vertreten. Die Studie von Vieregg und Roessler hatten die Bürgermeister initiiert, als schon nichts voran ging. Für Kränzlein steht fest: „Die wollen nicht. Entscheidend ist, dass der politische Wille fehlt.“ Um daran etwas zu ändern, müsse der Druck erhöht werden, das Problem sei, dass die Bürgerinitiative von Parteien getragen werde, die Fahrgäste aber fehlen. „Nur Protest würde helfen. Solange es der CSU bei Wahlen nicht schadet, reagieren die nicht.“ Allein, dass nun alte S-Bahn-Garnituren aus Stuttgart angeschafft würden, sei ein „totales Politikversagen, ein Witz“. Als Kommunalpolitiker vor Jahren forderten, ältere Modelle einzusetzen, hatten Bahn und Ministerium erklärt, man wolle keinen Mischbetrieb mit unterschiedlichen Fahrzeugen.


Bernd Heilmeier vom Kreisvorstand der FW schlug eine Demo vor dem Landtag vor. Die Bürgermeister von Puchheim und Emmering, Norbert Seidl (SPD) und Michael Schanderl (FW), plädierten dafür, die Online-Petition der Bürgerinitiative um die Sprinterzüge zu ergänzen. Seidl kritisierte die Informationspolitik der Staatsregierung als „dürftig“ und Hinhaltetaktik. Er plädierte für einen „Neustart“ der Aktivitäten.


Der Fraktionssprecher der Puchheimer Grünen, Manfred Sengl riet, sich mit der Variante eines dreigleisigen Ausbau fachlich auseinanderzusetzen, dazu müsste das Ministeriums seine Gründe offenlegen. Kränzlein sagte, er halte es für unwahrscheinlich, dass so ein Gutachten existiere. Ein drittes Gleis hält Kränzlein nur für sinnvoll, wenn es so gebaut wird, dass ein viertes Gleis ergänzt werden kann. Das wiederum habe der Minister „sehr apodiktisch“ als für „nie notwendig“ erklärt. Peter BierlKommentar

Der versprochene Ausbau der Linie S4 wird seit Jahren verzögert. Foto:Simon