Runder Tisch für die S4


Von Peter Bierl


Seit Jahren machen Verkehrsexperten, Bürger und Kommunalpolitiker Vorschläge, wie die Misere auf der S4 zu lindern wäre. Das zuständige Ministerium in München und die Bahn AG lehnen stets ab: Nicht machbar oder zu popelig. So erging es dem Sprinter-Konzept des Landkreises und der Idee von Vieregg & Rößler. Deren Studie von anno 2009, erstellt im Auftrag der Kommunen, sah einen dreigleisigen Ausbau vor. Völlig unmöglich, fanden Ministerium und DB Netz damals: Nur ein Ausbau auf vier Gleise könne den zunehmenden Fern- und Regionalverkehr bewältigen, bei drei Gleisen würde es einem „Rückstau wie bei Autos“ geben.


Alles Geschwätz von gestern, seit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) den Ausbau auf drei Gleise bis Eichenau geschrumpft hat. Auf einmal soll das genügen, selbst wenn sich der Regional- und Fernverkehr nach der Elektrifizierung zwischen Geltendorf und Lindau verdoppelt. Man darf gespannt sein, wann ein Ausbau auf zweieinhalb Gleise als völlig ausreichend verkündet wird.


Es stellt sich die Frage nach den Motiven. Vermutlich würden Mitarbeiter der Bahn oder Ministerialbeamte erklären, die Erde sei eine Scheibe, wenn ihre Vorgesetzten das wollen. Der Gröbenzeller Bahnexperte Karl-Dieter Bodack verweist auf materielle Interessen. Die Bahn AG verdient umso mehr, je größer das Projekt ist. Bloß reichen die öffentlichen Finanzen nicht für fünf Gleise bis Geltendorf, so sehr Politiker Mammutprojekte lieben. Eine Neubaustrecke einweihen, macht mehr her, als ein paar Weichen und Überholstrecken. Das Resultat ist, dass gar nichts passiert.


Dennoch sollten Kommunalpolitiker und Bürger weiter dafür kämpfen, dass kleinere Maßnahmen, etwa Bahnsteige in Bruck für Regionalzüge, verwirklicht werden. Ein kompletter viergleisiger Ausbau bis Buchenau könnte tatsächlich schwierig werden, angesichts von Engpässen bei Aubing oder Kloster Fürstenfeld. Eine Kombination verschiedener Ideen wäre vielleicht am effektivsten und ausreichend. Notwendig wäre ein runder Tisch aus Kommunalpolitikern, Bürgern, Experten, Vertretern der Bahn und der Regierung, der alle Ideen offen und öffentlich diskutiert.