München-Region-Bayern
Entscheidung über Tunnel erst 2015
Bayern will sich auf keine unkalkulierbaren Risiken einlassen
München – Die bayerische Staatsregierung will bis spätestens Mitte 2015 über den
Bau eines zweiten S-Bahn-Tunnels durch die Münchner Innenstadt entscheiden. Das
berichtete Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag im
Kabinett. Allerdings dürfe es für den Freistaat „keine unkalkulierbaren
finanziellen Risiken geben“. Nach Auskunft des Ministers hat aber inzwischen
eine Expertengruppe der Obersten Baubehörde die Planungen und Kostenprognosen
der Deutschen Bahn auf ihre Plausibilität überprüft und für belastbar erklärt.
Das Ministerium geht jedoch weiter von 2,047Milliarden Euro Gesamtkosten aus –
gut 500Millionen weniger als die Bahn nach SZ-Informationen intern rechnet. Bei
der höheren Summe sei eine spätere Inbetriebnahme unterstellt, erklärte ein
Sprecher. „Inhaltlich“ habe sich die Röhre nicht verteuert. Sollten die Kosten
wegen Verzögerungen ansteigen, geht der Freistaat davon aus, dass sich der Bund
an der Mehrbelastung beteiligt – wie bei derartigen Projekten üblich. Um auf der
sicheren Seite zu stehen, will Herrmann, dass die Bahn noch vor der endgültigen
Entscheidung über den Bau des Tunnels zentrale Baumaßnahmen ausschreibt – die
dabei erzielten Ergebnisse sollen dann noch einmal mit den Prognosen abgeglichen
werden. Bislang liegt freilich nur für den mittleren der drei Planungsabschnitte
Baurecht vor: von östlich des Hauptbahnhofs bis zur Isar. Die beiden anderen
Bereiche durchlaufen erst noch das Genehmigungsverfahren. Herrmann rechnet aber
in den nächsten Monaten mit den Genehmigungen, dem sogenannten
Planfeststellungsbeschluss. Die geplante Röhre beginnt in Laim und führt bis zum
Leuchtenbergring, unterirdische Stationen soll es am Hauptbahnhof, Marienhof
sowie am Ostbahnhof geben.
Herrmann bekannte sich noch einmal explizit zur Notwendigkeit des Tunnels und
hat für die kommenden Monate einen Fahrplan ausgearbeitet: von der
Baugenehmigung über die Ausschreibungsunterlagen der Bahn bis zur Aufnahme in
das Nahverkehrsprogramm des Bundes. Letzteres setzt allerdings voraus, dass das
bislang noch bis 2019 befristete Programm verlängert wird.
Der Tunnel hat sich im Jahr 2001 bei einer vergleichenden Untersuchung gegen das
Alternativprojekt Südring durchgesetzt. Bereits 2004 gab es die ersten
Probebohrungen. Dominik Hutter