Fürstenfeldbruck
MITTEN IN PUCHHEIM
Lange Reaktionszeit
von peter bierl
Der Innenminister wollte die Hiobsbotschaft für die Pendler versüßen, die SPD
scheint darauf reingefallen zu sein. Mitte Mai drängte sich Joachim Herrmann
(CSU) mit einer Entourage in Fürstenfeldbruck im Berufsverkehr in eine S-Bahn,
um mal zu sehen, wie voll es ist. Ab Puchheim war der Zug rappelvoll. Bei der
anschließenden Pressekonferenz ließ Hermann die Katze aus dem Sack: Das Konzept
des Landkreises, auf der S 4 Expresszüge einzusetzen, wird er nicht
verwirklichen. Und der viergleisige Ausbau der Strecke bis Eichenau ist vom
Tisch. Es bleibt allenfalls ein drittes Gleis.
Die Vertreter der Bürgerinitiative „S-4-Ausbau jetzt“ reagierten sofort
skeptisch auf diese Nachricht, darunter Mirko Pötzsch von der SPD, der frühere
Verkehrsreferent der Stadt Bruck. Der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein
hatte an der Pressekonferenz des Ministers teilgenommen und versprach Herrmann,
die SPD-Landtagsfraktion werde das Bahnknotenkonzept der Staatsregierung
mittragen. Das sieht vor, dass zuerst ein zweiter Tunnel in München gebaut wird,
dann kämen die Außenäste dran. Wann das Milliardenprojekt vollendet wird, steht
in den Sternen und ob am Ende noch Geld übrig ist für die S 4, bleibt
zweifelhaft.
Fast einen Monat hat Kränzlein gebraucht, um zu checken, welche Abfuhr der
Innenminister dem Ausbau der S 4 in seiner Anwesenheit erteilt hat. Herrmann
habe Hoffnungen geweckt auf „baldige Verbesserungen“, heißt es nun in einer
Pressemitteilung des SPD-Politikers. Die Antwort des Ministers auf eine Anfrage
Kränzleins im Landtag, ob eine zukünftige Erweiterung auf vier Gleise bei den
Planungen berücksichtigt würde, sei „ernüchternd“ gewesen. Ein viergleisiger
Ausbau sei demnach nicht nötig. „Die Zementierung des dreigleisigen Ausbaus ist
weder logisch, noch irgendwie begründet“, kritisiert Kränzlein zu Recht. Diese
„Hiobsbotschaft für die S4“ reihe sich in eine lange Liste von gebrochenen
Versprechungen ein. „Die Bürger wurden vor der Wahl hingehalten, nur um ihnen
jetzt zu sagen, dass alles bisher Zugesagte obsolet geworden ist“, klagt
Kränzlein. Dieser Vorwurf an die CSU ist unbegründet. Herrmann hat im Mai, also
vor der Europawahl, erklärt, dass es keine vier Gleise geben wird. Es sieht nach
einem Begräbnis auf Raten für den Ausbau der S 4 aus. Das hätte Kränzlein vor
vier Wochen erkennen und kritisieren können, statt der CSU die Solidarität der
SPD anzudienen.