Fürstenfeldbruck

S4-AUSBAU

Magere Bilanz der Pendlersafari


Von Peter Bierl


Auf einer S-Bahnfahrt von Bruck zum Hauptbahnhof wollte sich der bayerische Innenminister am Dienstag über die Not der Pendler auf dieser Verdrusslinie aus erster Hand informieren. Man darf unterstellen, dass Joachim Herrmann sich die Misere auch vorstellen könnte, ohne mit Beamten, Polizisten und Journalisten im Schlepptau den Fahrgästen am Dienstag zusätzlich Platz wegzunehmen. Die Pendler-Safari sollte wohl davon ablenken, dass der Minister keine guten Nachrichten hat.


Das Expresszug-Konzept des Landkreises hat Herrmann genauso für unmöglich erklärt wie zuvor Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Der viergleisige Ausbau der S4 wird aufgegeben, stattdessen soll ein drittes Gleis bis Eichenau verlegt werden. Ärgerlich daran ist, dass das Büro Vieregg und Rößler vor fünf Jahren im Auftrag der Kommunen ein Konzept vorgelegt hat, wie sich ein Zehn-Minuten-Takt mit einigen Weichen und abschnittsweise dritten Gleisen verwirklichen ließe. Die Idee verwarfen Bahn und Ministerium damals als nicht tragfähig zugunsten des viergleisigen Ausbaus. Statt den Vorschlag zu prüfen, wurden Zeit und Geld für Expertisen über vier Gleise verplempert, die nun als unnötig und teuer abgetan werden.


Noch schlimmer ist, dass auch Herrmann jedweden Ausbau der S4 an einen zweiten Bahntunnel unter München koppelt. Dieses Mammutprojekt ist verkehrspolitisch zweifelhaft, weil es die fatale Zentralisierung des Münchner Verkehrssystems zementiert, statt eine Netzstruktur zu entwickeln, und es könnte zum Milliardengrab werden, dass alle anderen Ausbauten unmöglich macht.


Die schlechten Nachrichten will Herrmann versüßen, in dem er einen weiteren Zug im Berufsverkehr verspricht: Macht insgesamt zwei zusätzlich Züge und ein Gleis weniger für die S4 bei vier Wahlkämpfen. Bei der mageren Bilanz ist es geradezu peinlich, wie sich Landkreis-Politiker über die Bahnfahrt des Ministers freuen.