Kundgebung gegen Stillstand bei der S4

Bürgerinitiative bringt am Samstag an den Bahnhöfen Politikern und Pendler zusammen

Von Peter Bierl

Fürstenfeldbruck – Die Bürgerinitiative „S4-Ausbau jetzt“ protestiert am Samstag an den Bahnhöfen gegen den Stillstand. Von 9 bis 15 Uhr wollen die Aktivisten mit Pendlern und Politikern diskutieren, wie Verbesserungen erreicht werden können. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat das Angebot der Initiative zu einem persönlichen Gespräch abgewiesen. Wann das Optimierungskonzept des Ministeriums für den viergleisigen Ausbau der Strecke fertig ist, steht in den Sternen. „Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums der SZ, wollte aber keinen Termin nennen.

Nach der Landtagswahl verlagerte das bayerische Kabinett das Bahnressort vom Wirtschafts- in das Innenministerium. Die Bürgerinitiative suchte deshalb den persönlichen Kontakt zu dem nun zuständigen Minister, bekam jedoch eine Abfuhr. „Da es sich um fachspezifische Themen handelt, wurde auf die zuständigen Mitarbeiter verwiesen“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums am Donnerstag. Bei der Bürgerinitiative ist man damit nicht zufrieden. „Mit diesen Leuten haben wir schon öfter diskutiert“, sagte BI-Sprecher Mirko Pötzsch. Der Brucker SPD-Stadtrat und Verkehrsreferent ist enttäuscht. Die Absicht der Initiative sei gewesen, dem Minister, der in diesem Bereich ein Neuling sei, das Anliegen grundsätzlich darzustellen.

Herrmann macht da weiter, wo Martin Zeil aufgehört hat. Der frühere FDP-Wirtschaftsminister hatte ein „Optimierungskonzept“ für den Ausbau der Strecke von Pasing bis Buchenau für Dezember 2013 angekündigt. Mitte Dezember erklärte das Innenministerium, die Aufgabe sei „ziemlich komplex“, man befinde sich aber in der entscheidenden Arbeitsphase und gleich zum Jahresanfang 2014 werde geliefert. Davon ist nun nicht mehr die Rede.

Unterdessen hat der Verkehrsexperte Ralf Wiedenmann an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) appelliert, den viergleisigen Ausbau voranzutreiben, weil mit der geplanten Elektrifizierung der Strecke Geltendorf-Lindau bis 2020 der Regional- und Fernverkehr zunehmen wird. „Der Taktfahrplan wird aus dem Lot geraten“, warnte Wiedenmann, der Präsident eines Fahrgastverbandes in der Schweiz ist. Dobrindt ließ durch seinen Referatsleiter antworten, dass für den Ausbau der S4 der Freistaat zuständig sei, was Wiedenmann erboste. „Sie machen es sich allzu einfach“, schrieb er Dobrindt. Denn die kürzere Fahrzeit München-Zürich, die durch die Elektrifizierung erreicht werden soll, werde durch den Engpass auf den 35Kilometern zwischen Geltendorf und Pasing zunichte gemacht.

Die Bürgerinitiative will am Samstag, herausfinden, wie die Kandidaten für die Kommunalwahl im März zur S 4 stehen und ob sie sich für Verbesserungen einsetzen. Weder der viergleisige Ausbau von Pasing bis Buchenau, den der Freistaat seit 1991 verspricht, kommt voran noch kleinere Verbesserungen wie der Einsatz von Sprinterzügen. Die Aktivisten der Initiative treffen sich um 9 Uhr in Geltendorf am Bahnhof und fahren von dort aus später zu allen Stationen entlang der Bahnlinie.

Die Aufenthalte an den Bahnhöfen sollen dazu genutzt werden, um mit Bürgern, Kommunalpolitikern und Kandidaten zu diskutieren. Laut dem Brucker Verkehrsreferenten Mirko Pötzsch (SPD) wurden Parteien und Wählergruppen entlang der Strecke über die Aktion informiert, die um 15Uhr in Aubing endet. „Eher nicht“ teilnehmen wird der Brucker Landrat. „Ich bin nicht eingeladen und will mich nicht aufdrängen“, sagte Thomas Karmasin (CSU) am Donnerstag der SZ. Was die Pendler sagen, lesen Sie auf Seite R10.


(SZ vom 14.02.2014)