S-4-AUSBAU

Falsche Prioritäten

Von Peter Bierl

Es wäre ein großes Wunder gewesen, hätte das bayerische Innenministerium die sogenannte Optimierung der Pläne für den S4-Ausbau im Dezember noch vorgelegt. Denn das hätte bedeutet, das erstmals in mehr als zwei Jahrzehnten eine Ankündigung in dieser Sache mehr ist als Phrasen in der Absicht, das Publikum einzulullen. Der Hinweis von Landrat Thomas Karmasin (CSU), dass die Mitarbeiter mit dem Thema noch fremdeln würden, weil früher das Wirtschaftsministerium zuständig gewesen sei, mag ein Quentchen Wahrheit enthalten. Allerdings muss sich ja kaum einer neu einarbeiten, sondern lediglich eine Abteilung zieht um.

Die Wahrheit liegt in dem Satz, dass der Ausbau „ziemlich komplex“ sei, wie der Pressesprecher des Ministeriums erklärt. Die Komplexität besteht wohl weniger aus den längst bekannten technischen als vielmehr den politischen Aspekten. Seit 20 Jahren versprechen bayerische Verkehrsminister einen viergleisigen Ausbau, laut Otto Wiesheu hätte die feierliche Eröffnung nach nur fünf Jahren Planungs- und Bauzeit schon 2010 stattgefunden haben sollen. Stattdessen bedürfen selbst klitzekleine Maßnahmen wie ein paar Langzüge im Berufsverkehr größter Anstrengungen der Kommunalpolitik und ein paar Expressbahnen wollten Ministerium und Bahn nicht zugestehen, weil Verbesserungen auf anderen Strecken Vorrang haben.

Das ist bemerkenswert, denn der Landkreis ist im Bundes- und Landtag gut vertreten. Hiesige CSU-Spitzen wie Gerda Hasselfeldt schwadronieren in Elefantenrunden im Fernsehen über den Ausbau der Infrastruktur, während sich die Situation der Pendler verschlechtert. Die stehen sich in überfüllten Waggons oder auf Bahnsteigen bei ausgefallenen Zügen und Verspätungen die Beine in den Bauch. Solange CSU und SPD an einem Milliardengrab zweiter Tunnel in München festhalten, geht der Landkreis leer aus. Es ist zu befürchten, dass die Optimierung der Ausbaupläne für die S4 darin besteht, das Projekt weiter abzuspecken, wie schon durch die Verkürzung auf Eichenau geschehen. Die frohe Botschaft ist, dass sich der Landrat von verkehrspolitisch unsinnigen Prioritäten zu verabschieden scheint.


(SZ vom 20.12.2013)