'Sprinter ade' (22./23. Juni)
Das soll"s jetzt gewesen sein: Gutachten von ausgewiesenen Bahnexperten gefertigt, Antrag im Landtag gestellt und abgelehnt, auf dem Podium diskutiert, um einen gemeinsamen Pressetermin gestritten, in aktuellen Ankündigungen kleine Verbesserung gesehen! Der gewöhnliche S-Bahnfahrgast auf der S4 hat"s geahnt: Die Sprinterzüge sind auf dem Abstellgleis gelandet, bevor sie gestartet sind!
Und wie sehen die kleinen Verbesserungen aus? Zum Fahrplanwechsel 2014/15 soll eine zusätzliche S-Bahn um 8.03 Buchenau verlassen und schon zum Fahrplanwechsel 2013/14 soll die jetzt um 7.03 Buchenau verlassende S4/S20 nicht mehr über den Heimeranplatz nach Holzkirchen fahren, sondern direkt zum Starnberger Bahnhof - der ja angeblich so stark überlastet ist, dass er die Sprinterzüge nicht aufnehmen kann.
Die Bahnplaner argumentieren, so könne dieser Zug die nachfolgende S4 entlasten und dem Wunsch vieler Fahrgäste nach einer schnelleren Erreichbarkeit der Münchner Innenstadt entsprechen. Weit gefehlt Bahnexperten: Die Verbindung mit Umstieg am Heimeranplatz ist die schnellste überhaupt von Buchenau, Fürstenfeldbruck, Eichenau und Puchheim in die nördliche und östliche Münchner Innenstadt. 37 Minuten dauert diese Verbindung von der Buchenau zum Odeonsplatz, die Verbindung über den Marienplatz benötigt 39 Minuten und die über den Starnberger Bahnhof 45 Minuten.
Dies ist eine klare Verschlechterung! Dazu kommt, dass die Fahrgäste, die ihre Fahrt nicht am Starnberger Bahnhof beenden, sich mit den Fahrgästen des Fernverkehrs nun in bereits volle S- oder U-Bahnen quetschen müssen. Da ist das Umsteigen am Heimeranplatz noch vergleichsweise gemütlich. Viele der Fahrgäste des traditionellen 'Siemenszuges' werden den Wegfall der frühen Direktverbindung aus dem westlichen Umland in den Münchner Süden als einen Eingriff in ihre persönlichen Lebensumstände betrachten. 34 Minuten von Buchenau nach Solln oder in 40 Minuten nach Deisenhofen, das dürfte um diese Zeit auch mit einem Dienstwagen kaum zu schaffen sein.
Die Bahnexperten sollten die zentralen S-Bahn-Stationen Hauptbahnhof, Stachus und Marienplatz durch mehr Tangentialverbindungen entlasten und den Bahnhof Heimeranplatz durch zusätzliche U-Bahnen attraktiver (U4 in der HVZ) machen. Das wäre eine echte Verbesserung, die S-Bahn zum Starnberger Bahnhof ist eine Verschlechterung der Gesamtsituation! Eine andere durchaus machbare Verbesserung: die Verlängerung der Vollzüge (S4) zu Langzügen am Freitagnachmittag!
Es ist zu hoffen, dass die Angebotsverbesserungen bei Oberlandbahn und Werdenfelstakt, die als Begründung für das 'Aus' der S4-Sprinterzüge herangezogen wurden, wirkliche Verbesserungen sind. Es lohnt sich, den Fahrplan 2014 genau anzuschauen!
Reinhold Koch, Puchheim
Für dumm verkauft
Nichts wird es also auf absehbare Zeit mit der Verbesserung für die Pendler auf der S4. Es war ja auch zu schön, um wahr zu sein, was die Politiker alles versprochen hatten. Sie werden trotzdem wieder gewählt werden. Was mich besonders ärgert, ist, für wie dumm die Betroffenen verkauft werden. Einerseits wird argumentiert, für zusätzliche Züge fehlen in Pasing 600 Meter Gleis und andererseits wird gesagt, erst mit dem zweiten Tunnel durch die Innenstadt kann es Verbesserungen auf der Linie S4 geben. Kann mir jemand einmal sachlich erklären, wo die 600 Meter Gleis dann plötzlich herkommen, wenn der zweite Tunnel wirklich am Sankt Nimmerleinstag einmal fertig sein sollte? Ich bin scheinbar zu dumm, diesen Zusammenhang zu verstehen.
Bernd Aberer, Olching
Sowieso nur ein Provisorium
Dem Umstand, dass es für die S4 keine Sprinterzüge geben wird, sollte nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden, denn ihr Einsatz wäre sowieso nur ein Provisorium gewesen, dessen Existenz im schlimmsten Fall dazu geführt hätte, dass weitere Verbesserungsmaßnahmen mit Hinweis auf die Sprinterzüge abgelehnt worden wären. Das wahre Ärgernis, welches in diesem Artikel zur Sprache kommt, ist die Aussage des Ministers Zeil '...zuerst müsse der zweite S-Bahn-Tunnel in München gebaut werden'. Das Koppeln von Verbesserungsmaßnahmen bezüglich der Zustände auf der Linie S4 an den Bau des zweiten Tunnels ist fachlich falsch und damit eine Irreführung (bewusst oder unbewusst?) der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Fürstenfeldbruck.
Die Hauptprobleme für die S4 sind ihre Zweigleisigkeit und die eingleisige Engstelle direkt vor Pasing. Ein zweiter Tunnel bringt der S4 keine Verbesserung, unter Umständen sogar eine Verschlechterung (siehe sogenannter 'Mitfall 6T'). Zielführend sind Konzepte wie die Gröbenzeller Spange (gemeint ist die Originalversion, nicht die Version der Gröbenzeller SPD), die von der Piratenpartei gefordert wird. Inbegriffen ist hierbei neben dem Bau der Spange ein viergleisiger Ausbau von Buchenau bis kurz nach Eichenau, wo die Spange beginnen würde. Der Fern-, Regional- und Güterverkehr könnte die S4 nicht mehr blockieren, denn er würde auf die bereits viergleisige S3-Strecke umgeleitet und damit zusätzlich die Engstelle vor Pasing umgehen.
Auch in Hinblick auf andere Problemstellen des MVV-Netzes gibt es bessere - und vor allem bedeutend günstigere - Lösungen als ein zweiter S-Bahn-Tunnel in München. Dieser Tunnel darf unter keinen Umständen gebaut werden, denn er droht für München das zu werden, was S21 für Stuttgart und der neue Flughafen für Berlin ist: ein Milliardengrab.
Zudem möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Piratenpartei Ende Juli eine Veranstaltung zu vernünftigen und kosteneffizienten Verbesserungsmöglichkeiten für die S4 im Landkreis Fürstenfeldbruck abhalten wird.
Andreas F. Ströhle,
Landtagskandidat der Piraten Gröbenzelll
Die Frage der Zukunft der S4 wird man den Dogmatikern nicht mehr entwinden können. Dabei ist die These der Abhängigkeit aller Verbesserungen auf der S 4 von der Realisierung der zweiten Stammstrecke genauso absurd wie die Gegenthese, wonach der Verzicht auf die 'zweite Röhre' das allein selig machende Mittel zur Verbesserung der S 4 ist.
Wenigstens die Vergangenheit der Münchner S-Bahn möge aber bitte wahrheitsgemäß betrachtet werden. Dass sie 'seit 40 Jahren nicht weiter ausgebaut wird', stimmt ganz einfach nicht.
Für die Zeit seit 1972 dürfte kein Jahr zu benennen sein, in dem die S-Bahn nicht irgendwo auf den Ästen nach Maisach, Ebersberg, Petershausen oder Herrsching, am S 7-Tunnel nahe der Donnersberger Brücke, im Bahnhof Pasing oder in der Infrastruktur der Stammstrecke eine Großbaustelle gewesen wäre.
Andreas Knipping, Eichenau
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