Fürstenfeldbruck - Die Sprinterzüge für die S4, wie sie der Kreistag und alle Parteien gefordert haben, wird es nicht geben, sondern lediglich einen Taktverstärker um 8.03Uhr ab Buchenau zum Fahrplanwechsel Ende 2014. Mehr sei wegen fehlender Streckenkapazitäten zwischen Fürstenfeldbruck, Pasing und dem Münchner Hauptbahnhof nicht drin, teilten Minister Martin Zeil (FDP) und Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU) mit. Karl Dieter Bodack, der das Gutachten erarbeitet hat, ist enttäuscht. 'Ein zusätzlicher Zug pro Stunde wäre wahrscheinlich möglich', sagte der Bahnexperte der SZ. Der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) sprach von einem Armutszeugnis.
Das Gutachten von Bodack und Karlheinz Rößler sah insgesamt 40 zusätzliche Fahrten am Tag zwischen Fürstenfeldbruck und dem Hauptbahnhof vor, davon sollten vier den morgendlichen Berufsverkehr verstärken. Die Expresszüge sollten am Brucker Bahnhof starten, in Eichenau und Puchheim sowie Pasing halten und dann zum Starnberger Flügelbahnhof durchfahren. Die Kosten schätzten die Gutachter auf etwa 1,8 Millionen Euro. Am Donnerstag trafen sich Karmasin, Bodack, der ÖPNV-Experte Hermann Seifert aus dem Landratsamt sowie Fachleute im Ministerium, zeitweise soll auch Zeil dabei gewesen sein. Die Experten des Ministeriums hätten ihnen erklärt, dass zum Fahrplanwechsel Ende 2013 wegen Änderungen bei den Zügen aus dem Allgäu sowie mehr Zügen aus dem Werdenfelser und dem Oberland kein Platz sei für Expresszüge aus Fürstenfeldbruck, sagte Karmasin.
'Wir sehen auf Grundlage des Fahrplans 2014 keine Möglichkeit mehr, die vorliegende Machbarkeitsstudie in die Praxis umzusetzen', teilten Zeil und Karmasin am Freitag in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Zuerst müsse der zweite S-Bahn-Tunnel in München gebaut werden. Damit bleiben aus dem Landkreisgutachten für die Pendler auf der S4 nur ein zusätzlicher Zug um 8.03 Uhr ab Buchenau. Ein sogenannter Taktverdichterzug um 7.03Uhr soll nicht mehr wie bisher über die Sendlinger Spange nach Holzkirchen, sondern zum Hauptbahnhof fahren.
'Wir müssen nehmen, was wir kriegen', sagte Landrat Karmasin. Der Verdacht, dass das Ministerium ein 'Hase-und-Igel-Spiel' treibe, sei unbegründet, die Verbesserungen für das Werdenfelser und das Oberland seien seit 2009 'in der Pipeline'. Bodack bestätigte, dass ihm der Fahrplan 2014 nicht zur Verfügung gestanden habe, als er seine Studie schrieb. 'Ohne den neuen Plan zu kennen, kann ich nicht beurteilen, ob ein zusätzlicher Zug pro Stunde im Berufsverkehr am Morgen möglich ist', räumte der Experte ein. Dennoch hält Bodack Expresszüge 'bei gutem Willen' für 'wahrscheinlich möglich'. Unverständlich ist ihm dagegen, dass die Sprinter tagsüber nicht eingeführt werden, wo das Argument der fehlenden Kapazität nicht gilt. 'In Richtung München sehe ich dafür gefühlt keinen Bedarf', sagte Karmasin dazu. Zum Bedarf in die Gegenrichtung, von München nach Fürstenfeldbruck, werde der MVV im Herbst eine neue Fahrgastbefragung veranstalten.
Der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl, der die Initiativen der Rathauschefs an der S4 koordiniert, nannte das Ergebnis 'traurig' und ein 'Armutszeugnis'. Es sei eine Frage der Prioritäten. Die vorhanden Kapazitäten hätte man auch zwischen Oberland, Werdenfelser Land und S4 aufteilen können, sagte Seidl. Nach Ansicht des Landtagsabgeordneten Martin Runge (Grüne) zeigt der Verweis Zeils auf Engpässe, dass die Kopplung mit dem zweiten S-Bahn-Tunnel falsch ist. 'Jetzt muss in die Schieneninfrastruktur investiert werden, statt wegen der Röhre alles um 20 bis 30 Jahre zu verschieben', sagte Runge.
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