Fürstenfeldbruck - Mit rund 20 Sprinterzügen will Landrat Thomas Karmasin von Dezember an das Angebot auf der S4 verbessern. Er stützt sich dabei auf ein Gutachten, das die Ingenieure Klaus Bodack und Karlheinz Rössler im Auftrag des Landkreises erarbeitet hatten und am Montag vorstellten. Demnach würde am Morgen und am Abend praktisch ein Zehn-Minuten-Takt hergestellt. Die Kosten liegen bei etwa zwei Millionen Euro.
Es sei eine Lösung für die nächsten zehn bis zwölf Jahre, in denen weder mit einem Ausbau der Linie S4 noch der umstrittenen zweiten Röhre in München zu rechnen sei, sagte Bodack. Die beiden Experten betonten, dass sie in der Machbarkeitsstudie vom existierenden Fahrplan ausgegangen seien und nach Lücken für die Express-Züge gesucht haben. 'Unsere Maßgabe war, den Fahrplan nicht durcheinander zu bringen und schon beim Fahrplanwechsel im Dezember zu beginnen', erklärte Bodack. Die Sprinter würden in Fürstenfeldbruck abfahren, in Eichenau, Puchheim und Pasing halten sowie zum Starnberger Flügelbahnhof in München fahren.
Eingesetzt werden könnten Züge der Baureihe ET 420 aus Stuttgart, deren vierte Serie mit breiteren Türen ausgestattet sind, aber keine Klimaanlage haben. In Fürstenfeldbruck müsste am Gleis 1 ein neuer Bahnsteig für maximal 300000Euro gebaut werden. In Bruck hätten Pendler damit einen kurzen und barrierefreien Anschluss zum Busbahnhof. Diese Verbindung würde noch attraktiver, wenn sich der Fliegerhorst in ein neues Stadtviertel mit zusätzlichen Arbeitsplätzen und Bewohnern verwandelt habe, sagte Kreisrätin Karin Werner (SPD). Ihr Kollege Hubert Ficker (CSU) verwies darauf, dass die Buslinien aus dem westlichen Landkreis nach Bruck fahren. Der Planungsausschuss des Kreistages sprach sich am Montag einstimmig für die Sprinter aus.
Die Gesamtkosten für das Projekt würden sich nach dem Transitgeld richten, das die Deutsche Bahn AG verlangt. Gutachter Rössler schätzte den Betrag auf gut 1,8 Millionen Euro pro Jahr für etwa 300000 Streckenkilometer. Im Detail empfehlen die Gutachter, von Montag bis Freitag zwischen 6 und 7 Uhr morgens einen sowie zwischen 8 und 9Uhr drei Sprinter einzusetzen. Zwischen 7 und 8 Uhr geht nichts mehr. 'Da sind bereits sechs S-Bahnen im Einsatz, die Kapazitäten sind voll ausgelastet', erklärte Rössler. Wobei der Starnberger Flügelbahnhof den Engpass darstelle. 'Zwischen Pasing und Hauptbahnhof fehlen ein paar Weichen.' Von 9 bis 16 Uhr würde pro Stunde je eine Express-S-Bahn fahren und anschließend bis 19 Uhr je drei pro Stunde.
Bodack pries die Idee als 'Pionierprojekt' für den gesamten MVV. Solche Expresszüge wären für alle S-Bahn-Linien sinnvoll. Die Sprinter seien insgesamt billiger, verkürzten die Fahrzeit auf 20 Minuten und wären umweltfreundlicher, weil die Züge nicht so oft bremsen und anfahren müssen wegen der geringeren Zahl von Haltestellen. Der Landrat freute sich, weil der 'pauschale Einwand', solche Express-S-Bahnen seien technisch nicht machbar, widerlegt sei. Er lobte außerdem die einfache Lösung, die ohne größere Umbauten und Änderungen möglich wäre. 'Mit freundlicher, aber großer Spannung erwarte ich die Reaktion des Freistaates und wäre sehr enttäuscht, wenn es nicht ginge', sagte Karmasin bei einer Pressekonferenz vor der Ausschusssitzung.
Dass das bayerische Wirtschaftsministerium die Idee schon verworfen hat, ficht den Landrat nicht an. Das Ministerium habe das fertige Gutachten noch nicht gekannt. 'Ich bin sicher, dass einfache Lösungen in Zeiten von Wahlen befördert werden', sagte Karmasin. Die Kosten für die Sprinter müsse selbstverständlich der Freistaat tragen. Die Zunahme des Regional- und Fernverkehrs, die sich ergeben wird, wenn die Strecke Geltendorf-Lindau elektrifiziert ist, bezieht die Studie nicht ein. In diesem Fall könnten auch Regionalzüge, die von Elektrolokomotiven gezogen werden, anstelle der Sprinter eingesetzt werden, meinte Rössler. Kommentar
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