VERSTÄRKER FÜR DIE S4

Diskussion um Geisterzüge

Von Wolfgang Krause

Sollen die Pendler auf den anderen beiden S-Bahnlinien des Landkreises Einschränkungen in Kauf nehmen, damit auf der seit Jahren vernachlässigten Linie S4 im Berufsverkehr mehr Züge fahren? Oder ist es vielleicht sogar von Vorteil, wenn der eine oder andere Verstärkerzug nicht durch den Tunnel zum Ostbahnhof fährt, sondern in Pasing zum Heimeranplatz abgeleitet wird? Mit diesen Fragen müssen sich auf Wunsch des Landratsamtes nach den Maisacher und Gröbenzeller Gemeinderäten auch die Stadträte von Olching und Germering auseinandersetzen. Wie sich in Maisach gezeigt hat, lässt sich darüber trefflich streiten - und doch ist die Diskussion vertane Zeit.


Die seit Jahren überfällige Einführung eines Zehn-Minutentaktes auf der S4 ist bisher nicht nur an der begrenzten Kapazität der Münchner Stammstrecke gescheitert. Das viel größere Hindernis ist die Überlastung der zwei Gleise nach Fürstenfeldbruck. Außerdem fehlen Züge. Seit Monaten schon wirbt das Landratsamt vergeblich für den Einsatz ausgemusterter S-Bahn-Garnituren aus Nürnberg zwischen Pasing und der Buchenau. Doch die Bayerische Eisenbahngesellschaft stellt sich quer - und sie hat das letzte Wort. Ohne zusätzliche Züge aber lässt sich auch die Idee nicht verwirklichen, S-Bahnen aus Maisach und Germering in Pasing umzuleiten, damit mehr Züge aus Fürstenfeldbruck durch den Münchner Tunnel fahren können.


Bleibt die Frage, warum das Landratsamt die Städte und Gemeinden mit diesem halbgaren Konzept behelligt, das ein seit Jahrzehnten in der Schweiz lebender Ex-Puchheimer entwickelt hat - zumal der ÖPNV-Experte der Behörde, Hermann Seifert, selbst nicht viel davon hält. Die Antwort ist ebenso simpel wie erschreckend: Weil Seifert davon ausgeht, dass die betroffenen Städte und Gemeinden es durchfallen lassen werden und das Thema damit erledigt ist. Es ist ja nicht seine Zeit, die mit der Diskussion verplempert wird.


(SZ vom 10.10.2012)