Planen statt bauen

Konzept für zusätzliche Gleise auf der S-4-Strecke steht erst 2020

Fürstenfeldbruck - Die Planungen für den Ausbau der Strecke der S4 zwischen Pasing und Eichenau sind nicht vor dem Jahr 2020 abgeschlossen. Dies hat Frank Kutzner vom Wirtschafts- und Verkehrsministerium in München am Montagnachmittag dem Umweltausschuss des Kreistags berichtet. Kutzner bezeichnete den Planungsprozess als sehr arbeits- und zeitintensiv. Zudem müsse ein umfassendes Konzept erarbeitet werden. Alte Planungen seien zu optimieren und mit dem künftigen Gesamtkonzept abzustimmen. Der Mitarbeiter des Ministeriums verwies auch auf das 'sehr komplexe' Baurecht. Angaben zu dem Zeitpunkt, zu dem die Pendler auf der S4 mit erheblichen Verbesserungen des Angebotes rechnen können, machte der Beamte auch auf Nachfrage von SPD-Kreisrat Michael Schrodi nicht. Für die reine Bauzeit veranschlagte er noch einmal vier bis fünf Jahre, wobei offen blieb, wann die Planungen umgesetzt werden sollen. Vor gut einem Jahr hatte Kutzner auf einer SPD-Veranstaltung in Fürstenfeldbruck die Bauzeit noch mit sieben Jahren veranschlagt. Dafür ging er damals davon aus, dass die Planung 2018 abgeschlossen sein könnte. Als zwingende Voraussetzung für den Ausbau der S4 nannte Kutzner den Bau der zweiten Stammstrecke in München. Erst diese schafft laut MVV-Vertreter Ralf Zöller die für den S-Bahnbetrieb der nächsten 40 bis 50 Jahre erforderlichen Kapazitäten.

FDP-Kreisrat Ulrich Bode sagte, 'so lange zu warten, ist schon sehr hart'. Er wollte wissen, ob es möglich ist, den Planungsprozess zu beschleunigen. Bode prognostizierte nämlich noch einen Zeitraum von fünf Jahren zur Klärung der Finanzierung und sprach von einer zusätzlichen Bauzeit von bis zu zehn Jahren. Der Liberale forderte mehr Transparenz und die Einbindung von kommunalen Gremien wie Kreistagen in die Entscheidungsprozesse zum Ausbau der S-Bahnstränge. Laut Kutzner sind die Interessen der Landkreise jedoch bereits durch den MVV berücksichtigt, eine weitere Beteiligung hält er deshalb für überflüssig. Schrodi kritisierte die Hinhaltetaktik des Ministeriums und sagte, er verstehe sie als Aufforderung an das Bündnis 'S-4-Ausbau jetzt', der 'Staatsregierung noch mehr Feuer' zu machen. Eigentlich sollten die Bauarbeiten ja, wie bereits vor 20 Jahren zugesagt, längst abgeschlossen sein. Michaela Radykewicz (Grüne) forderte anstelle der zweiten Stammstrecke den Ausbau der Stadt-Umland-Bahn, was Kutzner und Zöller ablehnten. Die stellvertretende Landrätin Gisela Schneid (CSU) zog nach der Debatte eine positive Bilanz. Sie sagte: 'Informationsdefizite sollte es keine mehr geben.'Gerhard Eisenkolb


(SZ vom 18.07.2012)