Horst Seehofer hätte es eigentlich wissen müssen: Die
Nonchalance, mit der der Ministerpräsident mal eben ein seit 15Jahren
diskutiertes und nahezu fertig geplantes Projekt in die Tonne tritt, musste
jeden auf den Plan rufen, der ernsthaft an einer Lösung der Verkehrsprobleme in
München und der Region interessiert ist.
Die Aufgabe, den zweiten Münchner S-Bahn-Tunnel zu retten,
haben nun CSU-Politiker aus dem Umland übernommen. Und zwar nicht, weil sie -
wie aus der Münchner Rathausfraktion ebenso arrogant wie hilflos herüberschallt
- irgendwie hintendran sind. Sondern weil es vor allem die Verkehrsprobleme der
Region sind, die mit diesem Tunnel gelöst werden sollen. Anscheinend hat die
Münchner CSU vergessen: Der zweite Tunnel dient dazu, die Takte ins Umland zu
verbessern, den Betrieb zu stabilisieren und so die S-Bahn für Pendler
attraktiver zu machen. Damit die Straßen nicht noch voller werden. Diese Aufgabe
kann eine 'kleine Lösung' ebenso wenig erfüllen wie ein ICE-Halt am Flughafen.
Es gibt keinen gleichwertigen PlanB. Man kann natürlich die aussortierten
Varianten Südring und Nordtunnel aus der Schublade kramen und eine Debatte aus
der Vergangenheit noch einmal führen. Das Ergebnis wird das gleiche sein. Leider
müssen derweil die Fahrgäste leiden.
Es ist bezeichnend, dass ein Krisentreffen der Staatsregierung ohne Ergebnis blieb, weil die CSU intern zerstritten ist. Offenkundig hat Seehofer für den Ausbau der S-Bahn nichts in der Hinterhand und noch nicht einmal für eine einheitliche Linie in der CSU gesorgt. Sein scheinbar entschlossenes Handeln war ein Schnellschuss, um dem angeblichen Tunnelverweigerer Christian Ude eine mitzugeben. Aber Vorsicht: Die Fahrgäste könnten das traurige Spiel durchschauen. Es sind rund 800000 pro Tag und die meisten davon sind wahlberechtigt.
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