Was den Schienenverkehr angeht, könnten wir viel lernen vom kleinen Nachbarn Schweiz. Während die Deutsche Bahn ausschließlich in Fernverbindungen investiert und den Regionalverkehr vernachlässigt, hat es ihr schweizer Pendant geschafft, das Schienennetz in den vergangenen Jahrzehnten flächendeckend zu optimieren. In der Eidgenossenschaft sind längst alle Strecken elektrifiziert, und die Schweiz ist sogar bereit, sich über einen Kredit an der Elektrifizierung des bayerischen Abschnitts der wichtigen Verbindung zwischen Zürich und München zu beteiligen.
Das ist gut für die Fernreisenden in beiden Ländern, die ohne das Engagement der Schweiz vermutlich in alle Ewigkeit in gefühlter Schrittgeschwindigkeit durchs Allgäu zuckeln müssten. Aber es ist ein weiterer Rückschlag für die leidgeprüften Pendler auf der S-Bahnstrecke zwischen Geltendorf und München. Weil die entgegen allen Versprechungen auf absehbare Zeit nicht ausgebaut wird, muss sich die S-Bahn die zwei Gleise künftig mit noch mehr Zügen teilen. Die Folge werden noch mehr Verspätungen und Abweichungen vom Takt sein.
Die Bürgerinitiative hat völlig Recht, wenn sie deshalb einmal mehr darauf dringt, dass die Strecke der S4 endlich an die modernen Erfordernisse angepasst wird. Nur mit zusätzlichen Gleisen könnte der zusätzliche Verkehr bewältigt und Spielraum für eine Verbesserung des Taktes geschaffen werden. Dass die Brucker Pendler Gehör finden ist allerdings unwahrscheinlich - Bahn und Staatsregierung haben sich auf den unbezahlbaren zweiten Tunnel unter der Münchner Innenstadt versteift und denken gar nicht daran, Geld in einzelne Außenstrecken zu stecken. Realistischer ist eher eine andere, zugegeben sehr eigennützige Hoffnung: dass der bayerische Schlendrian über den Schweizer Elan siegt und auch die Elektrifizierung der Strecke nach Lindau weiter auf die lange Bank geschoben wird.
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