Fürstenfeldbruck - Gegen Kritik in Sachen Bahn verteidigt die Kreis-FDP ihren Parteifreund, den bayerischen Verkehrsminister Martin Zeil. Nach Ansicht des Vorsitzenden Klaus Rehbock sind die Bundesregierung, der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) und die CSU schuld, dass nichts vorwärts geht. Der Brucker Stadt- und Kreisrat Klaus Wollenberg schlägt vor, dass der Landkreis Fürstenfeldbruck 'mit einem zweistelligen Millionenbetrag' den Bau des zweiten Tunnels in München vorfinanziert. Für das Frühjahr hat die FDP den Minister nach Bruck eingeladen, um über die Bahn-Misere zu diskutieren.
Abgesehen von kleinen Debatten im Kreistag haben sich die Liberalen im Landkreis beim Thema S 4 bislang sehr zurückgehalten. Nicht weil die 'Partei der Besserverdienenden' bloß mit dem Auto unterwegs wäre. Rehbock ist viele Jahre mit der S-Bahn gefahren und Wollenberg gelangt damit zur Arbeit in der Fachhochschule in München. Die Zurückhaltung erklärt Rehbock vielmehr damit, dass die Kreis-FDP ihr Konzept für die S 4, das etwa zehn bis fünfzehn Seiten umfasse, erst noch mit Experten diskutieren wolle. 'Wir wollen nicht jeden Tag was Neues in die Presse geben, wie Herr Schrodi', sagte der FDP-Vorsitzende mit Bezug auf sein SPD-Pendant. Eine konkrete Idee lautet, einige Extrazüge zwischen Geltendorf und dem Starnberger Flügelbahnhof pendeln zu lassen. Nach Ansicht Wollenberg könnte der Landkreis Züge oder Schienenbusse leasen. 'Das ist noch nie ernsthaft überlegt und berechnet worden', sagte er.
Die Kritik an Zeil finden Wollenberg und Rehbock unfair. 'Es gab doch Verbesserungen in jüngster Zeit, mehr ist derzeit leider nicht möglich', meinte der Kreisvorsitzende mit Verweis auf vier S-Bahnen im Berufsverkehr, die nach langem Hin und Her nun wieder als Langzüge verkehren. Denn Zeil sei durch einen Vertrag mit der Bahn AG gebunden, der Takte und Zuglängen festlege und bis 2017 gelte 'und den hat noch ein CSU-Minister abgeschlossen'.
Scharfe Kritik übten die Liberalen an den Grünen, die sich gegen den Bau eines zweiten Tunnels in München sperren, den die Fürstenfeldbrucker FDP für unabdingbar notwendig hält. 'Dass die Münchner FDP-Stadtratsfraktion diesen Tunnel ablehnt, ist für uns nicht nachvollziehbar', sagte Wollenberg. Ihn und Rehbock ficht nicht an, dass die Finanzierung dieses Tunnels völlig ungesichert ist und der viergleisige Ausbau der S 4 erst anschließend, um die Mitte des 21. Jahrhunderts, kommen soll.
Nach Ansicht Wollenbergs sollten die Stadt München und die umliegenden Landkreise der Bundesregierung den Fehlbetrag von rund 800 Millionen vorstrecken. Für den Landkreis Fürstenfeldbruck schätzt der Wirtschaftshistoriker einen Anteil in der Größenordnung von 20 bis 30 Millionen Euro. 'Der Landkreis müsste dafür Schulden aufnehmen und der Bund sich verpflichten, auch die Zinsen zurückzuzahlen', sagte Wollenberg der Süddeutschen Zeitung.
Der Kreisvorsitzende Rehbock möchte bloß die Stadt München zur Kasse bitten, die sich 'verweigert'. Denn die Stadt, die am meisten von dem zweiten Tunnel profitiert, sowie die Bundesregierung wären in der Pflicht, wobei er betonte, dass die FDP seit Jahren nicht den Bundesverkehrsminister stelle. Seiner Ansicht nach sollte München die Hälfte des fehlenden Betrages vorfinanzieren und die andere Hälfte die Bundesregierung stemmen. Die Kreis-FDP hat von Zeil bereits eine Zusage für eine Veranstaltung in Fürstenfeldbruck, um über die S-Bahn aber auch die Zukunft des Fliegerhorstes zu sprechen. Der genaue Termin steht laut Rehbock noch nicht fest, aber der Verkehrsminister soll im Frühjahr kommen.
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