Fürstenfeldbruck

Kommentar: Kleine Lösung - oder keine

Von Marco Völklein


Ehrlichkeit ist eine wichtige Kenngröße in der Politik. Die Bürger lassen sich ungern hinhalten, austricksen oder gar verschaukeln. Insofern ist bei der Diskussion um die geplante zweite S-Bahn-Stammstrecke die Geduld der Bürger, und hier besonders der Fahrgäste, bereits stark überreizt. Seit Jahren erzählt die Staatsregierung, dass der Baubeginn für den zweiten Tunnel kurz bevorstünde. Passiert aber ist bis dato nichts. Und daran wird sich auch nichts ändern. Auch wenn Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) verspricht, bis 'Ende des Winters' sei die Frage geklärt.


Geklärt ist bislang nur eines: Der Bundesverkehrsminister hat nicht genügend Geld, um den benötigten Eine-Milliarde-Euro-Zuschuss nach München zu lenken. Es stimmt zwar nach wie vor: Mit einem zweiten Tunnel wäre die Region gerüstet für den massiven Verkehrszuwachs in der Zukunft. Mit einem zweiten Tunnel könnten zusätzliche Express- und Regionalzüge ins Zentrum geführt werden. Mit einem zweiten Tunnel könnte der Flughafen besser angebunden werden. Mit einem zweiten Tunnel könnten Autofahrer zum Umstieg auf die Schiene bewegt werden. Nur wird dies alles wohl weiter im Konjunktiv bleiben, denn es fehlt das Wichtigste: Geld.


Daher ist es nötig, einen 'PlanB' anzugehen. Über Alternativen nachzudenken, modulare Konzepte zu entwickeln, die aufeinander aufbauen. Die kleine Lösungen ermöglichen, die - je nach Kassenlage - peu à peu umgesetzt werden können. Sicher: Auch das von Naturschützern und Fahrgastvertretern nun vorgelegte Konzept weist Schwächen und Lücken auf und stößt an technische Grenzen. Aber wenn die große Lösung nicht zu haben ist, dann muss man über kleine Verbesserungen nachdenken. Daran sollte sich Verkehrsminister Zeil beteiligen - statt weiter von einem Tunnel zu träumen, der auf absehbare Zeit nicht zu finanzieren ist. (München)