Verbesserungen sind zu teuer

Verkehrsministerium verzichtet bei S-Bahnen auf Zehn-Minuten-Takt am Freitagnachmittag

Der Beschluss im Plenum des bayerischen Landtags war einstimmig gefallen. Das bayerische Verkehrsministerium möge doch bitte ausloten, so die Parlamentarier, ob die Münchner S-Bahn auch an Freitagnachmittagen auf einigen Linien ihre Züge im Zehn-Minuten-Takt fahren lassen kann. Bislang gibt es diesen Service nämlich nur zu den Hauptverkehrszeiten in der Früh von Montag bis Freitag sowie in den Nachmittagsstunden - aber dort eben nur von Montag bis Donnerstag. Es wäre doch schön, so forderten damals Vertreter aller Parteien, wenn auch am Freitagnachmittag den Pendlern mehr Züge zur Verfügung stünden. Schließlich hatte auch die U-Bahn vor einigen Jahren eine solche Ausdehnung auf den Freitagnachmittag vorgenommen.

Doch daraus wird bei der S-Bahn nichts, wie das Verkehrsministerium auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung erklärte. Fahrgastzählungen hätten gezeigt, dass 'das Nachfrageaufkommen am Freitagnachmittag anders verteilt ist als an den übrigen Werktagen', sagte eine Sprecherin von Ressortchef Martin Zeil (FDP). Insbesondere gebe es am Freitagnachmittag 'keine so deutliche Hauptverkehrszeit'. Deshalb seien die aktuell bereitgestellten Kapazitäten ausreichend. Mit dem Geld, das der Freistaat in die dichteren Takte am Freitagnachmittag hätte stecken müssen, könne man 'in anderen Regionen verkehrliche Effekte mit deutlich besserem Nutzen-Kosten-Verhältnis bewirken'.

Das Ministerium hatte die landeseigene Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) selbst beauftragt, bei der Bahn ein entsprechendes Angebot einzuholen. Die BEG vergibt und bezahlt die einzelnen Strecken. Demnach hätte der Freistaat pro Jahr knapp eine Million Euro zahlen müssen, um den Zehn-Minuten-Takt auf vier Linien auf den Freitagnachmittag auszudehnen. Das war dem Ministerium aber zu viel: 'In der Nutzen-Kosten-Relation war das Angebot nicht akzeptabel', so die Sprecherin. Profitiert hätten von der Ausweitung die Fahrgäste auf den stark frequentierten Abschnitten von S2, S3, S6 und S8.

Den Abgeordneten im bayerischen Landtag dürfte diese Auskunft wohl kaum gefallen. Schließlich waren sie von Verkehrsminister Zeil in einem anderen Punkt zuletzt ebenfalls enttäuscht worden: Gleichzeitig mit dem Wunsch nach einer Ausdehnung des Zehn-Minuten-Takts auf den Freitagnachmittag hatten die Parlamentarier auch gefordert, die Züge der Linie S 4 im Münchner Westen zur Hauptverkehrszeit als Langzüge (also mit drei Waggons) fahren zu lassen und nicht mehr nur mit zwei. Doch mit der Bahn konnte Zeil nun lediglich vereinbaren, dass von Mitte Dezember an ein Zug in der Früh sowie drei Züge am Freitagnachmittag in der verlängerten Version rollen. Mehr nicht. Abgeordnete und Bürgermeister in der Region hatte dies entrüstet.

Grund dafür ist, dass der Bahn nicht genügend S-Bahn-Waggons zur Verfügung stehen. Der Münchner Fuhrpark besteht aus 238 Fahrzeugen der Baureihe ET 423; einige davon benötigt die Bahn als Reserve, etwa für den Fall, dass Züge wegen einer Panne ausfallen. Und neue Züge anschaffen kann sie nicht, weil die Baureihe nicht mehr gebaut wird und die Aufsichtsbehörde, das Eisenbahnbundesamt, die Züge auch so nicht mehr neu zulassen würde.Marco Völklein


(SZ vom 10.10.2011)