Genug gezankt

Das Bündnis 'S-4-Ausbau jetzt!' einigt sich auf eine gemeinsame Linie - nach den Ferien beginnt die Unterschriftensammlung

Von Wolfgang Krause

Puchheim - Vielleicht liegt es am neuen Versammlungsleiter, vielleicht sind sie auch einfach des Streitens müde: Beim Treffen des Bündnisses 'S-4-Ausbau jetzt!' waren die meisten Mitglieder am Montagabend in Puchheim sichtlich um ein einheitliches Bild bemüht. 'Wir müssen aufpassen, wie wir uns nach außen präsentieren', sagte etwa der SPD-Unterbezirksvorsitzende Michael Schrodi mit Blick auf die unterschiedlichen Positionen zur zweiten Stammstrecke und der Gröbenzeller Spange, 'die Debatten haben uns nicht genützt'. Der Brucker CSU-Chef Hans Schilling appellierte an alle Beteiligten, die Parteipolitik aus dem Spiel zu lassen und gemeinsam Unterschriften zu sammeln: 'Wenn es uns nicht gelingt, dass der Funke auf die Bürger überspringt, dann lachen uns die im Ministerium aus', warnte er.

Die zuvor von der SPD wegen ihrer Parteilichkeit zum Rückzug aufgeforderte Sprecherin des Bündnisses, Grünen-Kreisvorsitzende Elke Struzena, stellte noch einmal klar, dass sie von sich aus die Führung der Bürgerinitiative an parteiunabhängige Mitglieder abgeben wollte. Allerdings habe sich niemand bereit erklärt, die Aufgabe zu übernehmen. Deshalb einigte man sich auf eine Team-Lösung: Struzena kümmert sich gemeinsam mit dem Brucker SPD-Stadtrat Mirko Pötzsch weiter um die Organisation, Andreas Barth von Pro Bahn leitet künftig die Treffen des Bündnisses.

Barth gab denn auch gleich eine Linie zum Hauptstreitpunkt Gröbenzeller Spange aus, die alle weitgehend mittrugen: Nachdem die Staatsregierung bisher den viergleisigen Ausbau der Strecke von Pasing bis Eichenau versprochen habe, müsse man diesen einfordern und nicht von sich aus andere Varianten vorschlagen. Sonst werde man nachher für die dadurch entstehenden Verzögerungen verantwortlich gemacht. Sollte das Verkehrsministerium aber eine andere Lösung präsentieren, die schneller zu verwirklichen sei als der Streckenausbau, könne man darüber reden. Thomas Kantke, der die Gleisverbindung zwischen Eichenau und Gröbenzell zur Entlastung der S-4-Strecke gemeinsam mit zwei weiteren Planern ausgearbeitet hat, durfte in der Versammlung denn auch nicht für das Modell werben.

Ganz ohne Konfrontation verlief das Treffen dennoch nicht: Struzena, eine erklärte Befürworterin der Gröbenzeller Spange, warf den Gegnern von der SPD vor, die gemeinsam beschlossene Petition an den Landtag bewusst falsch zu interpretieren. Denn darin würden nicht explizit zusätzliche Gleise auf der S-4-Strecke gefordert, sondern lediglich bauliche Maßnahmen zur Trennung von Güter-, Regionalzug und S-Bahnverkehr - was auch die Gröbenzeller Spange meinen könnte. Schrodi verwies darauf, dass in der ersten Fassung der Petition noch von der Gleiserweiterung auf der Mischverkehrsstrecke zwischen Pasing und Geltendorf die Rede war. Tatsächlich war der ursprüngliche konkretere Textentwurf bei der Gründung der Bürgerinitiative geändert worden, als über die Gröbenzeller Spange noch gar nicht diskutiert wurde.

Die meiste Zeit aber nahm die Planung der Unterschriftensammlung für die Petition ein, die mit einer Auftaktveranstaltung am 15. September am Brucker Bahnhof beginnen soll und anschließend an den Haltestellen der S 4 von Aubing bis Geltendorf fortgesetzt werden soll.

Neu zu dem Bündnis dazugestoßen ist die Gemeinde Türkenfeld, die bei dem Treffen unter anderem von Bürgermeister Pius Keller (CSU) vertreten war, sowie die dortige Wählergruppe Dorfgemeinschaft Türkenfeld. Die Türkenfelder fanden Gehör mit ihrer Forderung, dass sich die Bürgerinitiative auch für einen durchgehenden 20-Minutentakt in ihren Ort einsetzt. Der sei nämlich besonders benachteiligt, weil einige S-Bahnzüge nur bis Grafrath fahren und in Geltendorf auch Regionalzüge hielten.


(SZ vom 10.08.2011)