Fürstenfeldbruck - Ob und wann wieder mehr Langzüge auf der S 4 verkehren, steht noch nicht fest. Bereits Anfang März hatten Vertreter des bayerischen Wirtschaftsministeriums und des MVV versprochen, diese Forderung von Pendlern zu prüfen. 'Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, wir untersuchen das in engem Dialog mit der DB Regio', sagte Hans Peter Göttler, Leiter der Abteilung Verkehr im Ministerium, jetzt der Süddeutschen Zeitung. Göttler versicherte aber, dass die Staatsregierung dem Wunsch der Fahrgäste und dem Beschluss des Landtages nach mehr Langzügen entsprechen wolle. 2009, als die Brucker S-Bahnlinie den Status der Flughafenlinie verlor, hatte der MVV Zuggarnituren abgezogen. Nach Angaben aus den Reihen der CSU fehlt es an Zügen, weil der entsprechende Typ nicht mehr hergestellt wird.
Der Bahn-Experte des Ministeriums, Frank Kutzner, zerstreute unterdessen Bedenken, der viergleisiger Ausbau der Strecke von Pasing bis Eichenau könnte an der Bebauung im Bereich der Stationen Leienfelsstraße und Aubing scheitern oder es fehle an Grundstücken etwa im Bereich von Puchheim. Der viergleisige Ausbau sei nach Einschätzung der Deutschen Bahn bei Aubing 'technisch machbar und rechtlich möglich', sagte Kutzner der SZ. In die Wohnbebauung müsse nicht eingegriffen werden. Der Ausbau würde 'im wesentlichen' auf Grundstücken der Bahn stattfinden und nur 'punktuell, im Bereich von Metern' auf fremden Grundstücken.Die Nutzen-Kosten-Analyse für den Ausbau, die Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu Jahresanfang für Ende Juni angekündigt hatte, soll nach Angaben Göttlers im Herbst vorliegen. 'Wenn diese Analyse positiv ist, soll es mit der Planung des Ausbaus zügig weitergehen', betonte Göttler.
Unklar bleibt allerdings, was passiert, wenn es der Staatsregierung nicht gelingt, in Berlin zusätzliche 800 Millionen Euro für das Projekt eines zweiten S-Bahn-Tunnels in München zu bekommen. Das Tunnelprojekt hat für den Freistaat und das SPD-regierte München den Vorrang vor einem Ausbau der S 4. In der Darstellung Göttlers klingt das wie ein Sachzwang: 'Der S-4-Ausbau kann aus technischen Gründen erst nach der zweiten Stammstrecke verwirklicht werden.'
Dagegen verlangen die Grünen 'finanzierbare und sinnvolle Infrastrukturmaßnahmen', wie der Landtagsabgeordnete Martin Runge sagte. Engpässe und Zwangspunkte im Münchner S-Bahn-Netz wie Fahrstraßenkreuzungen, Eingleisbetrieb und Mischverkehre sollten beseitigt werden. Die U 5 könnte bis Pasing verlängert werden, der Bahn-Südring erst einmal für einige wenige S-Bahnen ertüchtigt und die Sendlinger Spange zwischen Pasing und dem Heimeranplatz unter Einbindung des Bahnhofes Laim ausgebaut werden.
Dass die Pendler auf Langzüge warten müssen, weil es an Zügen fehlt, lässt Runge nicht gelten: 'Die Bahn ist vertraglich verpflichtet, für genügend Züge zu sorgen.' Die Münchner S-Bahn befördere 60 Prozent der Fahrgäste im Personennahverkehr auf Schienen in Bayern, der Freistaat gebe dafür aber nur knapp 20Prozent der Bestellgelder aus. 'Das erklärt auch das Prinzip Sardine in der Münchner S-Bahn', sagte Runge.
Die Vereinbarungen des Freistaates mit der DB Regio erlauben eine flexible Anpassung der Zugkilometerleistungen an veränderte Erfordernisse während der Laufzeit. Der 'Behängungsgrad der Linien' sei im aktuellen 'Verkehrsdurchführungsvertrag' zwar nicht konkret geregelt. Allerdings müsse die DB Regio als Betreiberin für ausreichende Fahrzeug- und Platzkapazitäten sorgen. 'Das hundsmiserable Angebot mit fehlenden Fahrzeugen zu entschuldigen, kann nicht angehen', mahnte der Grünen-Politiker.
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