Trennlinie

Bündnis für den S-4-Ausbau steht

Streit um zweite Stammstrecke führt am Donnerstag beinahe zum Eklat - dann einigen sich die Parteien doch noch

Von Wolfgang Krause

Fürstenfeldbruck - Der gemeinsame Auftritt am Donnerstag ist kurzfristig geplatzt, weil die SPD mit einzelnen Formulierungen nicht einverstanden war. Doch am Ende einigten sich die Vertreter der einzelnen Parteien und Verbände doch noch auf eine gemeinsame Resolution für den Ausbau der Brucker S-Bahnlinie. Das Aktionsbündnis mit dem Namen 'S-4-Ausbau jetzt!' soll nun Fahrt aufnehmen und zu einer echten Bürgerinitiative werden.

Auf die eigentlichen Forderungen hatten sich Vertreter von Grünen, SPD, CSU, Freien Wählern, Unabhängigen Bürgervereinigungen und Verbänden wie Pro Bahn und dem Bund Naturschutz bereits im Vorfeld geeinigt: Zusätzliche Gleise zur Trennung von S-Bahn- und restlichem Zugverkehr, um einen dichteren und störungsfreien Takt auf der S4 zu erreichen, und als kurzfristige Verbesserung weitere Verstärker- und Langzüge.

Eine ausführliche Resolution wollte der Sprecherkreis am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz vorstellen. Doch die Journalisten mussten vor der Tür warten, während drinnen lautstark diskutiert wurde. Der Brucker SPD-Unterbezirksvorsitzende Michael Schrodi bestand darauf, dass zwei Sätze in der Resolution umformuliert wurden, die man als Ablehnung der zweiten Stammstrecke verstehen hätte können. Schließlich wurde die Pressekonferenz ganz abgesagt. In der Nacht verschickte Grünen-Kreisvorsitzende Elke-Struzena dann kommentarlos den Text, auf den man sich nach einer Stunde geeinigt hatte.

Am Freitag bemühten sich die Beteiligten um Schadensbegrenzung. 'Manchmal besteht die Arbeit auch darin, dass man alle mitnimmt', sagte Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn und äußerte Verständnis für die Haltung der SPD, die als einzige beteiligte Partei die zweite S-Bahn-Röhre geschlossen unterstützt: 'Für die ist der Schatten, über den sie springen müssen, etwas größer.' Entscheidend sei, dass jetzt alle an einem Strang ziehen. Laut dem Brucker CSU-Vorsitzenden Hans Schilling war für das Treffen vor der Pressekonferenz einfach zu wenig Zeit angesetzt. 'Wichtig ist, dass wir geschlossen für den Bürger etwas erreichen, trotz allen Animositäten, die gestern deutlich geworden sind.'

Auch Schrodi betonte, dass sich das Ringen um den Text gelohnt habe und sich jetzt alle darin wiederfänden. Die SPD habe deutlich machen wollen, 'dass wir keine verkappte Inititiative gegen die zweite Stammstrecke sind, sondern eine S-4-Ausbau-Initiative.' Dies sei in der Resolution auch gelungen. Jetzt müssten aber noch die Links zum Südring und zur Gröbenzeller Spange von der Homepage der Initiative gelöscht werden.

Einer der Knackpunkte in der Resolution war eine Passage zur Finanzierung des S-4-Ausbaus, der bekanntlich auf die Zeit nach dem Bau der zweiten Stammstrecke verschoben wurde. 'Es kann nicht sein, dass man die Kürzungsorgie der Staatsregierung gegen die zweite Stammstrecke wendet', sagte Schrodi. In der Resolution heißt es auf sein Betreiben nun nur: 'Tatsache ist, dass die Finanzierung der Bahnstrecken so ungenügend ist, dass für zahlreiche wichtige Schienenpersonennahverkehrs-Projekte in Bayern kein Geld mehr da ist.'

Die andere strittige Formulierung war der Hinweis, dass es nach Fertigstellung der zweiten S-Bahn-Röhre 'auf dem Westast der S4 in der Summe zu deutlichen Verschlechterungen kommen' würde. Die SPD bestand hier darauf, dass der Zusatz 'nach dem derzeitigen Betriebskonzept' aufgenommen wird.

Die Resolution soll laut Schrodi am 7.Juli bei einer Vollversammlung des Bündnisses abgesegnet werden. Schrodi hofft, dass bis zu dieser Veranstaltung weitere Mitstreiter dazu kommen - unter anderem will er von der CSU, die bisher nur durch den Brucker Ortsverband vertreten ist, den Kreisvorsitzenden Thomas Karmasin und den Eichenauer Bürgermeister Hubert Jung gewinnen. Anschließend soll die Unterschriftensammlung für die Petition an den Landtag beginnen. Laut Schilling sind dazu gemeinsame Infostände geplant.


(SZ vom 11.06.2011)